Vom Bräu zum Kaufmann: Die Geschichte der Kaufbeurer Familie Probst. Von Stadtheimatpfleger Anton Brenner Kaufbeuren Auch wenn der Name Probst nun in der siebten Generation im Mannesstamme erlischt, wird er in Kaufbeuren nicht der Vergessenheit anheimfallen. Denn eine der Straßen im Gewerbepark am Ring wurde Julius Probst gewidmet. Auch am eben umgebauten und neu renovierten Haus Kaiser-Max-Straße 18 ist der Namenszug J. J. Probst aufgemalt. Wer sind die Namensträger dieses bedeutenden Kaufbeurer Geschlechts?
Joseph Probst erlernte beim Kaufbeurer Sonnenwirt Jakob Geyr das Bräu-Handwerk. Mit 19 Jahren verließ er 1667 seine Altdorfer Heimat, um in der benachbarten Reichsstadt sein Glück zu suchen. Der Sonnenwirt nahm ihn gerne wieder in sein Haus auf, und schon zwei Jahre später heiratete Joseph die Wirtstochter Anna Maria. Als Hochzeitsgabe wurde dem jungen Paar die am Kornmarkt gelegene Wirtschaft 'Zur guldenen Sonne' zuprotokolliert. Den in der Stadt angesehenen Mann wählten seine Mitbürger ins Gericht, in den Rat und mit 53 Jahren in den Senat, welchem er bis zu seinem Tode 1750 als führendes Mitglied der Katholiken angehörte.
Mit Leib und Seele Wirt
Sein Sohn Joseph Jakob wollte 22-jährig die Tochter des Burgauer Adlerwirts zur Sonnenwirtin machen, doch unmittelbar vor der Hochzeit starb die Braut. Einige Zeit hernach heiratete er die Stiefschwester.
In der Generationenfolge ist er der einzige, der keine gemeindlichen Ehrenämter bekleidete. Der Gastwirt mit Leib und Seele verdrängte die 'Krone' vom ersten Platz am Ort, sodass nun in der 'Sonne' die offiziellen Gastereien abgehalten wurden und alle fürnehmen Herrschaften abstiegen.
Dem nächsten Sonnenwirt Johann Georg blieben von fünf Kindern nur zwei Mädchen am Leben. Durch die Heirat der Tochter Maria Anna mit Martin Drexler im Jahre 1820 der Vater war schon acht Jahre vorher an Auszehrung gestorben verschwand der Name Probst vom Schild der Sonnenwirtschaft. Doch der Stamm erhielt sich durch den im Jahre 1760 geborenen Bruder Joseph Ignaz. Dieser wandte sich als erster seines Geschlechts dem Kaufmannsstand zu. Ihm vermachte der Vater kurz vor seinem Tode im Jahre 1793 das an die Sonnenwirtschaft angrenzende Wöhrle\'sche Haus, indem er dann im sogenannten 'Sonnenladen' seine Waren verkaufte. Von 18 Kindern überlebten nur fünf das Kindesalter. Joseph Ignaz Probst, er starb mit 58 Jahren an Hektik, ist es auch zu verdanken, dass der Münzturm vor dem Abriss bewahrt blieb.
Nicht der älteste Sohn Ignaz Theodor Eduard, sondern der 1788 geborene Jakob Joseph trat in die Fußstapfen des Vaters. Auf Dauer genügte dem strebsamen Kaufmann der 'Sonnenladen' nicht. So erwarb er das ehemalige Wöhrburg\'sche Haus (Kaiser-Max-Straße 18). Die 'Sonne' nahm er als Hauszeichen mit. Alte Kaufbeurer wissen noch, dass man beim 'Sonnen-Probst' zum Einkaufen ging.
Die Nachfolge trat der 1831 geborene Karl Albert an, der 1860 die Firma übernahm und zu einem En-gros-Geschäft ausbaute. Er ließ das neue Stammhaus im Jahre 1886 vom Erbauer des Kaufbeurer Rathauses, Georg Hauberrisser, umgestalten. Für die unermüdliche Tätigkeit zum Wohl der Stadt wurde ihm 1896 der Titel eines Kommerzienrates verliehen.
Sein Bruder Julius, der 1829 das Licht der Welt erblickte, musste die Firma L. M. de Crignis übernehmen, die der Vater 1853 von seiner Tante Luise de Crignis erworben hatte. Julius gründete die 'Weinstube zum Rathaus'. Für sein gemeinnütziges Wirken wurde ihm zwei Jahre vor seinem Tod am 80. Geburtstag die Ehrenbürgerwürde der Stadt verliehen.
Dessen Sohn, Julius junior, 1861 geboren, übernahm das väterliche Hauptgeschäft, die Firma de Crignis. Sieben Jahre vor dem Tod des Onkels, Kommerzienrat Karl Albert, erwarb er durch Kauf auch die Firma J. J. Probst, den 'Sonnenladen'. Dem nachfolgenden Namensträger, Dr. Hermann Probst (19031989), werden drei Töchter geboren. Somit erlischt in der siebten Generation der Name dieses angesehenen und verdienstvollen Geschlechts der Probst im Mannesstamme.