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Eichamt gehört der Geschichte an

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Eichamt gehört der Geschichte an

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    Einst das modernste Bayerns ­ Nach 130 Jahren ist die Behörde geschlossen worden Kaufbeuren/Ostallgäu (blp). Einst war es das modernste Bayerns. Das war bei der Einweihung des Kaufbeurer Eichamts vor fast genau 60 Jahren. Zum Jahresende ist das Amt, bereits seit Mitte der 70er Jahre eine Außenstelle des Kemptener Eichamts, geschlossen worden. Laut Uwe Schmid, stellvertretender Leiter des Eichamts Augsburg-Kempten, wird dies aber nur wenige Nutzer direkt betreffen: Schon bisher seien die meisten Eichungen im Außendienst erfolgt. 'Insgesamt gibt es durch die Schließung keine gravierenden Nachteile.'

    Laut Schmid ist die Auflösung der Kaufbeurer Außenstelle mit dem Einzugsbereich Ost- und Unterallgäu, in der zuletzt noch vier Mitarbeiter beschäftigt waren, Folge einer Organisationsänderung im Rahmen des 20-Punkte-Programms der Staatsregierung zur Straffung der öffentlichen Verwaltung. Bereits vor 60 Jahren war eine Änderung erfolgt: Damals waren die Eichämter in Marktoberdorf, Füssen und Mindelheim aufgelöst und in dem 1939 eingeweihten Amt in Kaufbeuren gebündelt worden.

    Nicht ausgelastet

    Den Kaufbeurer Mitarbeitern seien Arbeitsplätze im Kemptener Amt angeboten worden, sagt Schmid. Drei davon hätten dies auch angenommen, eine Halbtagskraft habe wegen der langen Anfahrt jedoch aus gesundheitlichen Gründen verzichten müssen. Das Amt in der Beethovenstraße war zuletzt noch vier Stunden in der Woche für den Publikumsverkehr geöffnet und laut Schmid nicht mehr ausgelastet: 'Übers Jahr sind nur noch rund 100 Personen gekommen.' Dies waren zumeist Marktbeschicker oder Inhaber kleinerer Läden, die ihre Waagen eichen ließen. Dies muss laut Gesetz alle zwei Jahre geschehen.

    Aber auch Rentner kamen, denen es um die Genauigkeit ihrer Blutdruckmessgeräte ging. Für sie habe die Schließung allerdings keine allzu großen Nachteile, meint Schmid: Für die Eichung der Waagen werde man zwei Mal pro Jahr einen Eichtermin in Kaufbeuren anbieten, der Personenkreis werde davon rechtzeitig benachrichtigt. Und Besitzer von Blutdruckmessgeräten könnten ihre Geräte seit der Aufhebung des staatlichen Eichmonopols auch bei privaten Anbietern testen lassen. Außerdem plane das Amt auch hier, einen Eichtermin vor Ort anzubieten.

    Auch für die Taxifahrer, für die es bislang einen Sammeltermin zur jährlich vorgeschriebenen Eichung der Taxameter im Kaufbeurer Amt gab, werde man diesen Termin künftig vor Ort, aber eben an anderer Stelle anbieten. Richtig betroffen seien von der Schließung demnach eigentlich nur Firmen mit großen Fahrzeugwaagen, die für die Eichung nötigen großen Gewichte bislang im Kaufbeurer Amt abholen konnten. Dies müssen sie künftig in Kempten tun. Insgesamt aber seien die meisten Eichungen schon bisher bei den Nutzern der Geräte vor Ort erfolgt, so Schmid.

    Außenstellen aufgelöst

    Auch am Kemptener Amt ging die Neuordnung nicht spurlos vorbei: Es wurde zur Dienststelle des Augsburger Eichamts. Alle bayerischen Eichämter wurden aufgelöst. Für die Zukunft rechnet der stellvertetende Amtsleiter ohnehin mit einem weiteren Rückgang der Tätigkeiten in den Eichämtern: Zum einen werde das Messwesen in Teilbereichen privatisiert, außerdem gebe es Anpassungen innerhalb der Europäischen Union. Und da das deutsche Messwesen das weltweit am weitesten entwickelte sei, könne man in vielen Bereichen mit dem Abbau oder der Streichung von vorgeschriebenen Eichungen rechnen.

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