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Ehrensalut mit historischer Rarität

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Ehrensalut mit historischer Rarität

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    Irsee | fro | Einst wollten die Hornberger aus dem Schwarzwald ihren Fürsten besonders akkurat empfangen und probten emsig das Böllerschießen. Doch als seine Hoheit endlich eintraf, war den Schützen das Pulver ausgegangen. So zumindest soll das Sprichwort "Das ging aus wie das Hornberger Schießen" entstanden sein. Das kann Fritz Holderried nicht passieren: Der Kanonier des Veteranen- und Schützenvereins Irsee schießt seit zehn Jahren mit einer "Zimmermann-Kanone" und war nie unpässlich. Vielleicht liegt das daran, dass das gute Stück eine Rarität ist.

    "Auf Treffen wurde ich schon öfter angesprochen: Oh, eine Zimmermann-Kanone. Eine Seltenheit", erzählt Holderried. Das bestätigt auch Böllermacher Franz Xaver Döllerer aus Riedering bei Rosenheim: "Diese Kanonen sind original wertvoll und selten."

    Seit dem deutsch-französischen Krieg in den Jahren 1870/71 gründeten sich vielerorts Veteranen- und Soldatenvereine, um den Veteranen auch bei der Wiedereingliederung in das Zivilleben zu helfen. Für den Ehrensalut griffen sie auf eine alte Tradition zurück: Die des Böllerschießens, die seit dem 14. Jahrhundert besteht. Die Waffen dazu baute ebenfalls die Firma Zimmermann aus Rosenheim. Gustav Zimmermann machte sich Ende des 19. Jahrhunderts selbstständig, wobei am Anfang wohl jedes Jahr seine Firma einmal in die Luft geflogen sein soll, so Döllerer.

    Wie lange er die Firma besaß, ist nicht bekannt, später jedenfalls hat sie Franz Winterholler übernommen und bis weit nach dem Ersten Weltkrieg produziert. Heuer werden die Kanonen im Internet teuer versteigert.

    Die Irseer haben zwar keine Angaben über den Ursprung ihrer Kanone, auch das typische Messingschild fehlt, doch sei sie echt und stamme vermutlich aus dem Jahr 1922, meint Holderried. Die Beschreibung einer originalen Kanone trifft jedenfalls zu: "Das Rohr ist auf einer blau gestrichenen, mit glänzenden schwarzen Eisenteilen versehenen Lafette untergebracht und mit aus Bronze hergestellten, teilweise vernickelten Verschlussteilen versehen", heißt es darin. Die Kanonen wurden mit drei Kalibern und drei Verschlüssen hergestellt, präzisiert Döllerer. Die Irseer hat einen Fallverschluss und ein 57 Millimeter-Kaliber.

    Holderried übernahm die Kanone, als er in Rente ging. Zuvor musste er aber einen Lehrgang absolvieren, schließlich wird das Stück mit einer mit 100 Gramm Schwarzpulver gefüllten Kartusche abgeschossen. "Man kann alles lernen", meint der 70-Jährige. Einerseits sei seine Arbeit mit Spaß verbunden, andererseits habe sie einen ernsten Hintergrund und Tradition, erklärt Holderried.

    Am Sonntag wird er die Zimmermann-Kanone wieder zum Einsatz bringen: Zum Volkstrauertag schießt er sie zum Gedenken an die Toten am Kriegerdenkmal in Irsee ab. "Wir wollen damit an die Gefallenen und die Schrecken des Krieges erinnern", erklärt Joachim Fischer, Vorsitzender des Irseer Veteranenvereins. "Das ist heute wichtiger denn je, angesichts der vielen Kriege", so der 36-Jährige weiter.

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