Unterthingau | sem | Der Unterthingauer Altbürgermeister Anton Boneberg gibt seinen Ehrenbürgertitel zurück. Diese Nachricht löste bei den meisten Räten in der jüngsten Unterthingauer Marktratssitzung Betroffenheit aus. Auf Wunsch Bonebergs, der in der Sitzung nicht anwesend war, hatte Bürgermeister Günter Schramm dessen Begründung für seinen Schritt vorgelesen. Demzufolge gaben die 'unrühmlichen Diskussionen zum Erhalt des Häringerhauses' den Ausschlag für die Rückgabe der Urkunde.
Das Kapitel 'Häringerhaus' beschäftige ihn sehr, schreibt Boneberg in seinem offenen Brief an den Marktrat. Denn nachdem er selbst in einem 400 Jahre alten Haus wohne, wisse er um die Standfestigkeit uralter Häuser und was sie erzählen könnten. Er erinnerte daran, dass vor Beginn der Bauarbeiten zur Hochwasserfreilegung und dem Bau der neuen Brücke von Amts wegen eine Beweissicherung an den anliegenden Häusern durchgeführt wurde. Dabei habe ein Fachmann festgestellt, dass das über 400 Jahre alte Häringerhaus nicht mehr bewohnbar und somit zum Abbruch freigegeben sei. Die dort lebende, alleinstehende 84-jährige Frau musste innerhalb weniger Stunden ihr Haus verlassen. Sie sei zwar in einem Seniorenheim gut versorgt untergebracht worden, habe jedoch an großem Heimweh gelitten. Er habe sich deshalb dafür eingesetzt, dass sie wieder in ihr altes Haus zurückkehren konnte, so Boneberg.
Als er nach Abschluss der Bauarbeiten Einsicht in das Gutachten über die Unbewohnbarkeit des Hauses haben wollte, sei kein Gutachten vorhanden gewesen. Auf seine Bitte hin wurde der Gutachter nochmals zur Besichtigung des Hauses gebeten, das Ergebnis sei bekannt, schreibt Boneberg (Das Haus ist nicht so marode wie zunächst dargestellt. Anm. der Red.).
'Marktrat hätte Erhalt zustimmen müssen'
Boneberg erinnert in seinem offener Brief auch an die Ausübung des Vorkaufsrechts beim damaligen Erwerb des Unterthingauer Schlosses. Der gesamte Marktrat habe seinerzeit voll des Lobes 'hinter den Bürgermeistern gestanden' und habe den Kauf einstimmig gebilligt.
Laut Boneberg gab es zwar auch damals kontroverse öffentliche Meinungen, die jedoch nicht unter die Gürtellinie gegangen seien. Zur Abrundung des Unterthingauer Marktplatzes gehört seiner Ansicht nach das Kleinod Häringerhaus. Dies hätte nach seiner Meinung auch der Marktgemeinderat erkennen und sofort dessen Erhalt zustimmen müssen.
Statt dessen sei er, Boneberg, aufgrund seiner Einsprüche gegen den Abriss mit unqualifizierten Aussagen, ja Angriffen von Markträten und Bürgern konfrontiert worden, gab der Altbürgermeister bekannt. Deshalb gebe er seine Ehrenbürgerurkunde wieder zurück. Vor den Gründern und freiwilligen Helfern des Fördervereins Häringerhaus ziehe er jedoch den Hut.
Bürgermeister Günter Schramm bat die Markträte, die Entscheidung des Altbürgermeisters ohne Diskussion zur Kenntnis zu nehmen. Allerdings werde man über Bonebergs Schritt nochmals diskutieren und mit dem Altbürgermeister ein Gespräch führen, kündigte Schramm an.