Argenbühl | vst | Michael Netzer, besser bekannt als der 'Schuhmichel von Megletz', ist ein Eglofser Original. Selbst in schwieriger Zeit bewahrte er sich seinen oft bezeugten Humor. Ein auf Anregung des Geschichts- und Heimatvereins Eglofs von Bildhauer Joseph Michael Neustifter geschaffener Brunnen hält die Erinnerung an ihn wach.
Seine markigen Sprüche und Anekdoten sind weithin bekannt: In den Heimatblättern, in Heimatkalender, in Beschreibungen über Allgäuer Originale und in Witzbüchern fanden sie Beachtung. Ja, sogar in Amerika sollen die Geschichten über den 'Schuhmichel' gedruckt worden sein.
Netzer ist am 18. Juni 1855 in Eglofs/Steinberg zur Welt gekommen. Er erhielt die Bürgerrechte erst mit seiner Verehelichung im Jahre 1881. Da sich der Schuhmichel sein Erbteil bei der Hochzeit hatte ausbezahlen lassen, erbte das Elternhaus in Steinberg der ältere Bruder Martin, später Amtsdiener der Gemeinde Eglofs und 'Schütz' genannt. Michael Netzer kaufte 1887 die 'Froschhütte' am Schorrenweiher, dem heutigen Moorbad. Seine Werkstatt hatte bereits zuvor einem Schuster als Behausung gedient.
Ob der Schuhmichel hier seine Schusterlehre absolvierte, ist nicht bekannt. Nur, dass seine Frau Rosalie hieß und er keine Kinder hatte. Und weil auch die Ehe der drei Geschwister kinderlos blieb, sind in Eglofs keine verwandtschaftlichen Beziehungen vorhanden.
Obrigkeit aufs Korn genommen
Wenn er auch die gesellschaftlichen Normen nicht immer erfüllte, so waren sein satirischer Humor, seine Schlagfertigkeit und die Fähigkeit, zwischen den Zeilen etwas zu sagen, beispielhaft. Mit seinen Witzen hatte er vor allem die Obrigkeit aufs Korn genommen. Aber auch Landjäger, Pfarrer und die Frauen bekamen ihr Fett ab.
Bei allem hatte er nicht viel zu verlieren. Stand er im Ansehen der Gesellschaft doch weit unter der bäuerlichen Schicht. Auf der anderen Seite gefiel es den Reichen, sich an seinem mutigen Mundwerk zu erfreuen. Vor allem, wenn er einer Amtsperson oder sonst einer Persönlichkeit 'herausgab'. Und so kam es nicht selten vor, dass man den Schuhmichel geradezu herausforderte.
Überliefert ist ebenso, dass er neugierige Nachbarskinder, die ihm häufig bei seiner Arbeit in der Werkstatt zusahen, nicht wegscheuchte, sondern sich an diesem jungen Publikum erfreute. Ebenso war ihm kaum ein Stammtisch fremd. Bereits in aller Herrgottsfrühe soll er aufgebrochen sein: vornüber gebeugt, mit schlottrigen Hosen und einem wachen Geist.
Michael Netzer starb am 9. Februar 1930 im Krankenhaus in Wangen 'versehen mit den Heiligen Sterbesakramenten'.
Es ist nicht verwunderlich, dass die Gemeinde Argenbühl auf Anregung des Geschichts- und Heimatvereins Eglofs einen Brunnen mit dem Abbild des Schuhmichels in Auftrag gab. Am 22. September 1996 wurde dieser von Bildhauer Joseph Michael Neustifter geschaffene Figurenbrunnen im Ortskern von Eglofs eingeweiht. Zeitgleich erschien das vom Verein herausgegebene Büchlein über die 'nagelspitzen' Sprüche des Michael Netzers.
Damit jedoch noch nicht genug: Die vielen lustigen Begebenheiten lieferten auch die Idee zu einem Humor- und Sketchwettbewerb, der alljährlich im 'Stillen Winkel' veranstaltet wird und an dessen Ende die Verleihung des 'Schuhmichel-Preises' steht. Und im Juli gibt es an sieben Abenden, nachdem es bereits 1996 und 1997 überaus erfolgreich aufgeführt wurde, das 'Schuhmicheltheater'.