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Eberhard Rotter bei den Zeller-Fans

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Eberhard Rotter bei den Zeller-Fans

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    Von Etienne le Maire Immenstadt Parteifreundschaft im zusammengeflickten Stimmkreis: Wenn Eberhard Rotter, Westallgäuer CSU-Direktkandidat auch fürs Oberallgäu, beim Ortsverband Immenstadt vor einem Zeller-Fanclub auftritt dann wirkt das ein bisschen wie das erste Rendezvous einer Kontaktanzeigen-Bekanntschaft. Man sollte sich eigentlich lieb haben, kennt sich aber kaum. Und der blonde Westallgäuer mit dem Schnäuzer ist ja auch ganz sympathisch. Aber der Traumpartner der örtlichen CSU hat einfach dunkle Haare und ein kräftigeres Kinn. Die Frage, ob er nach Immenstadt kommt, hatte Rotter vor Wochen trotz eines zeitgleichen Termins in Heimenkirch nach wenigen Sekunden bejaht. Hat man ihn doch noch nicht allzu oft hergebeten, seit er im Herbst den Burgberger Alfons Zeller beim Kampf um die Direktkandidatur im zusammengeflickten Stimmkreis Lindau-Sonthofen geschlagen hatte. Präsenz im neuen Gebiet ist wichtig. Da müssen die Parteifreunde daheim eben auf ihren Kreisvorsitzenden warten. Im Gasthof Alpsee in Bühl bei Immenstadt helfen ein paar Witze mit denen, die der 48-Jährige aus alten Zeiten bei der Jungen Union kennt, über die Minuten vor Veranstaltungsbeginn. Ein letzter und ein allerletzter Blick ins Redemanuskript während der Begrüßung durch Ortsvorsitzenden Ulrich Eberl. Und dann huscht doch etwas Überraschung über Rotters Gesicht, als der Ortsvorsitzende unverblümt zur Sache kommt: Dass man in Immenstadt Zellers Kampf ums Direktmandat nicht etwa nur unterstützt habe, sagt Eberl. Man hatte ihn sogar dazu aufgefordert. Freilich stehe man jetzt zur anders gefallenen Entscheidung. Und dann ist Rotter schon fast dran. Zuerst wird aber noch ein Brieflein von Alfons Zeller verlesen: Der bisherige Stammgast lässt schön grüßen.

    Auf Abgeordneten-Ebene herrscht derzeit Funkstille mit wenigen, bilateralen Ausnahmen wie Josef Zengerles Auftritt mit Rotter beim Aschermittwoch in Scheidegg. Aber das starke Team, als das laut Rotter er, Zeller, Zengerle und der Kemptner Thomas Kreuzer in den Wahlkampf und später in die Landtagsarbeit gehen wollen, spricht immer noch mehr über als miteinander. Da ist seit der Nominierung nicht viel passiert, kritisiert Ortsvorsitzender Eberl. Die Abgeordneten scheinen eher auf eine parteiinterne Familientherapie nach der Wahl zu hoffen: Zur Not bedarf es dann eben eines Mediators, meint Rotter. Dass man zur Zusammenarbeit verdammt sei, sagt er gleich zweimal, auch wenn er es dann abschwächt: Das sei doch vielleicht etwas zu hart formuliert. Offen spricht auch Rotter bei seiner Rede den Konflikt an, erinnert an die nun bestehende Chance, trotz Stimmkreisreform vier statt nur drei Abgeordnete im Raum Kempten/Oberallgäu/Lindau behalten zu können. Und dass es auch für ihn persönlich eine Chance war. Unkommentiert lässt Rotter den Hinweis, dass im Oberallgäu keiner verstehe, wie er Landratswahl gegen einen SPD-Pensionisten verlieren konnte. Selbstbewusst reklamiert er dagegen: Nicht aus Parteiräson, sondern als Person sollten auch die Oberallgäuer CSUler ja zu ihm sagen können. Dann wird für eine halbe Stunde plötzlich doch alles ganz normal: Rotter hält in routinierten, fast zu schnellen Sätzen die Rede, die Alfons Zeller so oder ganz ähnlich hier auch gehalten hätte. Er bricht die derzeit übliche Lanze für die gebeutelten Kommunen, schüttelt den Kopf über die Berliner Steuerpolitik und trifft die ebenso übliche Feststellung, dass man im Tourismus mehr auf Qualität setzen und besser zusammenarbeiten sollte freilich von den Allgäuer Bergen bis zum Bodensee. Womit man wieder beim eigentlichen Thema ist. Westallgäuer bleibt Rotter dabei immer, wenn auch mit einem interessierten Blick über Nachbars Zaun: Substanzielles aus dem Oberallgäu hat er aber selbst nicht im Gepäck. Zu Versammlungen und Gesprächen mit Parteifreunden war er schon in Rettenberg, in Fischen, Oberstdorf und Sonthofen, sagt Rotter, bevor er die Versammlung verlässt. So offen angesprochen wie in Immenstadt wurde die Unzufriedenheit mit dem Nominierungsergebnis dort nicht. Doch jetzt schaut man nach vorne: Ein guter Anfang sei gemacht, meint jedenfalls Eberl: Wir werden dich unterstützen. Aber an den neuen Zustand müssen wir uns auch erst gewöhnen.

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