Weniger Milch könnte heuer die Folge der durchwachsenen Ernte sein. Zwar erwarten die Landwirte im Landkreis eine normale Erntemenge. Allerdings werde die Qualität von Gras und Kraut, das an das Vieh verfüttert wird, zu wünschen übrig lassen. Die Kühe könnten daher weniger Milch geben.
Gewachsen ist in dem feuchten Sommer genug, sagt BBV-Kreisobmann Alfred Enderle. "Nur das Frühjahr war trocken und kalt." Dadurch habe sich schon der erste Schnitt um zehn bis 14 Tage verschoben. "Wegen des nassen Wetters erwischt man aber nicht immer den richtigen Schnittzeitpunkt", erläutert Enderle weiter. Das sei nicht gut für die Qualität des Futters.
Warum das so ist, erklärt Landwirt Ludwig Mayr aus Freibrechts: "Wenn das Gras zu spät gemäht wird, dann verändert sich das Verhältnis von Rohfaser- zu Eiweißanteil, der Proteingehalt nimmt ab." Dadurch sinkt bei gleicher Futtermenge die Leistungsfähigkeit der Tiere. Daher geben sie weniger Milch.
Mayr weist aus eigener Erfahrung "als alter Landwirt" allerdings auch darauf hin, dass ein zu hoher Eiweißanteil für die Rinder "auch nicht so gut" sei, da dann wiederum Maisfutter dazugefüttert werden muss. Das Problem habe diesen Sommer hauptsächlich darin bestanden, dass immer nur wenige Tage am Stück schönes Wetter war und alles in dieser Zeit eingefahren werden musste, so Mayr weiter.
Auf seinem Hof in Freibrechts im Immenstädter Bergstättgebiet wurde mittlerweile der dritte Schnitt eingefahren, was einem durchschnittlichen Sommer entspricht. "Ein vierter Schnitt ist bei uns nicht üblich". sagt er. Deswegen sei er mit diesem Sommer "schon zufrieden".
Kreisbäuerin Ulrike Müller sieht das nicht so optimistisch: Da die Kühe nicht nur von Grünland leben könnten, muss auch Kraftfutter aus anderen Regionen in der Umgebung zugekauft werden. Durch die Probleme vieler Landwirte mit der diesjährigen Ernte hätten sie die Wahl: Entweder sie kaufen noch mehr zusätzliches Futter als üblich, oder sie bekommen weniger Milch. Durch schlechte Getreideernten sei aber auch das Kraftfutter teurer. "Wir hätten heuer dringend eine gute Futterqualität gebraucht", sagt sie. Nur dann hätten die Landwirte aufholen können, was sie in den vergangenen Jahren durch steigende Kosten und schlechte Milchpreise minus gemacht hätten.