Legau (eg). - Für über hundert Gäste wurde der 'Lindengartentag' im Lindengarten in Legau zu einem eindrücklichen Erlebnis. Trotz des strömenden Regens wurde der angebotene Pendelverkehr zwischen den drei Häusern der Jugendhilfe-Einrichtung rege genutzt. Immer noch vorhandene Unsicherheiten und Vorbehalte gegenüber behinderten Menschen wurden wieder ein Stück abgebaut. Das war nicht zuletzt Verdienst der Betreuten selbst, aber natürlich auch der Mitarbeiter. Trommeln und Singen, Werkstattarbeit, Garten, Brotbäckerei und die von den Bewohnern selbst inszenierten Verkaufstische beeindruckten. Kreativität, Phantasie, behutsam vermittelte Fähigkeiten und ein vorbildlicher Umgangston wurden allenthalben staunend entdeckt. Martin unterbrach seine Arbeit an einem Schrank und stellte sich selbst als 'alten Hasen' der Schreinerei vor. Sein größtes Erlebnis sei die Mitarbeit beim Einbau einer kompletten Küche gewesen. Jetzt gehe seine Zeit im Jugendwohnheim zu Ende. Freimütig erzählte er von seinem Wunsch, in die 'Haldergasse' wechseln zu dürfen. Dort leben sieben Erwachsene in einer Wohngemeinschaft. Gleich um die Ecke am Marktplatz übt sich eine Gruppe im 'Wohntraining'. Der Duft frisch gebackenen Brotes empfing die Besucher. Thomas zeigte das von ihm gebastelte Holzmodell eines Wiener Sängerknaben. Unten in der Werkstatt wurde die Kulturlandgruppe vorgestellt, die mit ihrem Meister Aufträge in Garten, Forst und Friedhof übernimmt. In der Weberei ließ Heimleiterin Barbara Methner die Jugend zu Wort kommen. Benjamin und Markus schilderten sachkundig ihre Arbeit an verkäuflichen Unikaten in allen Regenbogenfarben. Sandra Stölzle erklärte der Besuchergruppe, die sie durch Haus und Garten führte, welche Freude es ihr bereitet, im biologisch-dynamisch bestellten Garten zu ernten und mit den Produkten zu kochen.
1988 initiiert Zufriedener Beobachter war Toni Schleicher, 1988 einer der Hauptinitiatoren des 'Lindengartens'. Mit seinem privaten Kapital ermöglichte er den Kauf eines alten Gehöftes sowie dessen Aus-, Um- und Anbau. Auf einem Trägerverein basiert die inzwischen in drei Häusern arbeitende Einrichtung, deren sozial-therapeutischem Konzept das anthroposophische Menschenbild zu Grunde liegt. Ein Jahr lang lernen die 17- bis 21-jährigen Lern- und/oder seelisch und geistig leicht Behinderten 'Arbeitstugenden' und den Umgang mit Material. Dann entscheiden ihre Fähigkeiten und das erworbene Selbstvertrauen über den weiteren Einsatz. Eine reguläre Ausbildung ist nicht möglich, für manche aber die Vorbereitung darauf. Andere werden auf ihrem Weg in eine andere Einrichtung begleitet.