Ostallgäu (dec/ses). Fotos, Videos, Baupläne - die Datenmengen, die über Internet verschickt werden, wachsen. Ohne eine schnelle Verbindung, etwa über DSL, sind diese Riesenpakete kaum zu bewältigen. 'Breitbandinternet ist ein wichtiger Standortfaktor', sagt Johann Fleschut, Landrat im Ostallgäu. Aber gerade im ländlichen Raum fehlen leistungsstarke Internetzugänge oft. Dem will das Landratsamt abhelfen und auch die Deutsche Telekom 'ist bemüht, Problemgebiete aufzufangen, aber unter wirtschaftlichen Apsekten'.
Weite Teile des Ostallgäus verfügen mittlerweile über eine sehr gute bis befriedigende Versorgung mit DSL (siehe Grafik). Einige Gebiete jedoch müssen nach wie vor auf eine schnelle Internetverbindung verzichten. Biessenhofen zum Beispiel wird nur teilweise versorgt. 'Wir haben im Rathaus nach langem Würgen DSL bekommen', sagt Klaus-Peter Belinski, EDV-Beauftragter der Gemeinde. 'In der Hauptschule aber hört es schon wieder auf, obwohl wir dort dringend einen Zugang bräuchten.'
Ganz schlimm sei es in Hörmannshofen. Massiv beschwert hätten sich die Bürger bisher zwar nicht. Anfragen jedoch kämen permanent. 'Wir haben schon mehrfach bei der Telekom nachgefragt, wurden aber immer wieder vertröstet', sagt Belinski.
'Ein Standortfaktor'
'Breitbandinternet ist ein Standortfaktor, den wir auf dem Land brauchen', schließt sich Landrat Fleschut an. 'Bürger ohne DSL leben heute ja schon fast hinter dem Mond.' Bisher hat sich der Landkreis nur um Einzelanfragen gekümmert. Jetzt will er sich der Sache flächendeckend annehmen. 'Eine konkrete Aktion ist noch nicht geplant. Zuerst halten wir die weißen Flecken fest und prüfen, was wir tun können', sagt der Landrat. Dann will er Telekom, aber auch Konkurrenzanbieter, wie Kabel Deutschland, einbinden und mit Kommunen und Wirtschaft den beste Weg suchen. 'Wir müssen vor allem Bedarf nachweisen, um für Anbieter Investitionssicherheit zu schaffen', ist Fleschut überzeugt.
Und damit liegt er richtig, denn die Telekom entscheidet laut Pressesprecher Klaus Neuendank nach wirtschaftlichen Kriterien, wo es eine Breitbandversorgung gibt. 'Wir richten uns nach der Anzahl der Kunden im Versorgungsbereich und danach, was wir investieren müssen.' Allzu viele weiße Flecken sieht er im Ostallgäu nicht. 'Ich würde sagen, wir haben hier eine Versorgung von etwa 90 bis 95 Prozent.'
Zu schwaches Signal
Den Rest versuche man aufzufangen, besonders, wenn Gemeinden anfragen - und das sollen sie laut Neuendank bei Wünschen und Fragen jederzeit. Aber in ländlichen Problemgebieten sei es oft teuer und schwierig, DSL flächendeckend zur Verfügung zu stellen. Grund ist die reichweitenabhängige Technik. Das heißt: Es gibt eine Vermittlungsstelle, die einen Vorwahlbereich mit Telefonverbindungen versorgt. Diese kann in einem Umkreis von 4,5 bis fünf Kilometer auch ein DSL-Signal zur Verfügung stellen. Weiter entfernt wird das Signal zu schwach. Dann muss ein zentraler Aufschaltpunkt zwischengeschaltet werden und 'das ist teuer', sagt Neuendank. 'Will eine Gemeinde das unbedingt und decken sich unsere Kosten nicht, muss sie sich beteiligen.'
Gespräch in Germaringen
In Germaringen trafen sich vor kurzem Vertreter der Gemeinden Germaringen, Mauerstetten, Biessenhofen, Stöttwang, Ruderatshofen sowie der Städte Kaufbeuren und Marktoberdorf zu einem Gespräch mit dem Anbieter Kabel Deutschland. Dessen Projektmanager Walter Ruland stellte dabei das Kabelangebot vor. Fakt sei, dass im mittleren Ostallgäu über 35 000 Kabelanschlüsse bestehen, die DSL-tauglich wären. Voraussetzung für einen Netzaufbau durch Kabel Deutschland seien 200 Unterschriften aus dem Gesamtgebiet, die im Vorfeld vorliegen müssten. Die Vertreter der Kommunen einigten sich schließlich darauf, über Gemeindeblätter und Infoveranstaltungen die Bürger zu informieren. Ab Oktober sei das Angebot bereits verfügbar, so Ruland.
iDie erste Bürgerinformation zum DSL-Angebot von Kabel Deutschland findet am Dienstag, 15. Mai, im Germaringer Hof statt.