Von Isolde Göppel |Maria SteinbachBestaunenswerte Professionalität der Wettkampfteilnehmer mit atemberaubenden Vorführungen und ohrenbetäubendem Sägegeräusch, aber auch Volksfestambiente und Messeflair herrschten am Wochenende in Maria Steinbach. Hier wurden - wie gestern bereits kurz berichtet - die 9. Bayerischen Waldarbeitermeisterschaften ausgetragen, die im Zweijahresrhythmus stattfinden.
Kein Zufall, ist Maria Steinbach doch der Wohnort von Forstwirtschaftsmeister Gerhard Briechle, der seit 1992 Meisterschaften bestreitet. Mit zehn Dienstjahren ist er ältestes Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft, mehrfacher Bayerischer und Deutscher Meister, Weltmeister im Kettenwechsel sowie Vorsitzender des Vereins Waldarbeitsmeisterschaften Bayern. Zum dreiköpfigen Nationalteam, das aus drei Bayern besteht, gehören außer Briechle Marco Trabert aus Unterfranken und Wolfgang Heidemann aus dem Landkreis Günzburg.
Auch auf Großbild-Leinwand
Auf einem riesigen Areal aus nächster Nähe und auf Großbildleinwand via Liveübertragung ins Festzelt verfolgten Hunderte von Zuschauern drei Tage lang spannende Wettkämpfe. Unter den 90 Teilnehmern - darunter zwei Damen - waren neun Nationalmannschaften am Start: Deutschland, Italien, Luxemburg, Ungarn, Amerika, Österreich, Tschechien, Slowenien und die Schweiz. Sie nutzten den Rahmen dieser Bayerischen Meisterschaften als "Mini-WM", also zum Test für die Weltmeisterschaft im Oktober 2008 in Tripsdrill.
Andere, aus allen Teilen Deutschlands, wie die 18-jährige Forstwirtin Stefanie Dittrich aus Berlin, traten in der Gästewertung an, um die erforderlichen Punkte für die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft zu erringen, was ihr schließlich gelang.
Ebenfalls aus dem gesamten Bundesgebiet angereist waren die zahlreichen Schiedsrichter. Rund 200 Leute stellten das Helferteam; darunter auch viele aus der Dorfgemeinschaft, allen voran die Feuerwehr. Sie war auch als schnelles technisches Team beim Entastungscup im Festzelt tätig. Dieser wurde zu einem Spektakel der Extraklasse, losgelöst vom Wettbewerb. Im K.o.-System traten die Kandidaten gegeneinander an, um in Windeseile die 30 Äste vom Baumstamm zu schneiden (Bestzeit 14 Sekunden). Ein stimmgewaltiger Moderator und der Einsatz einer Nebelmaschine sorgten für eine perfekte Show und verwandelten das Zelt in eine "Holzer-Arena", so Briechle.
Enormes Tempo
Nicht von ungefähr kommt die Bezeichnung: Formel1 der Waldarbeit. Mit dröhnenden Motorsägen (110 dba), höchster Präzision und enormem Tempo demonstrierten die Teilnehmer - darunter 31 Gäste aus dem Ausland - ihr Können in allen fünf Disziplinen: Kettenwechsel, Präzisionsschnitt, Kombinationsschnitt, Fällung und Entastung (siehe Infokasten). Nach drei Wettkampftagen standen die neuen Meister international und auf Bayernebene fest: Die internationale Gästewertung gewann der Österreicher Martin Moosbrugger aus dem Bregenzerwald. Neuer Bayerischer Meister ist Wolfgang Heidemann aus Krumbach. Sieger bei der U21 wurde Tobias Berger aus Oberbayern.
Der Lokalmatador und Organisator der Meisterschaft Gerhard Briechle belegte in der bayerischen Gesamtwertung Platz acht. Gregor Prinz, 22-jähriges Nachwuchstalent aus Illerbeuren, "ersägte" sich die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft.