Wenn man in dem beschaulichen Ort Gunzesried bei Blaichach die Wiesen vor lauter Autos nicht mehr sieht, dann kann das eigentlich nur eines bedeuten: Es ist wieder Viehscheid - und das bereits zum 60. Mal.
Mit 1400 Stück Jungvieh, einem Krämermarkt und einem großen Festzelt ist der Gunzesrieder Viehscheid einer der größten im gesamten Oberallgäu.
Angeführt von der Blaskapelle Bihlerdorf-Ofterschwang kamen Tiere von 18 Alpen in 13 Herden mit lautem Schellengeläut ins Tal. Den längsten Weg hatte dabei die Alpe Sura, die bis von der österreichischen Grenze kommt und laut Scheidmeister Martin Sichler etwa dreieinhalb Stunden unterwegs ist.
Sommer war nass, aber gut
Zehn Herden können dieses Jahr auf einen unfallfreien Sommer zurückblicken und hatten als Zeichen dafür prächtig geschmückte Kranzrinder dabei. Nur bei drei Herden gab es Unfälle. So etwa auf der Alpe Wilhelmine/Stubenbach. Laut Hirte Uli Sonnenberg ist dort ein Rind abgestürzt. Ansonsten sei der Sommer für ihn zwar nass, aber gut gewesen.
Auch am Viehscheidtag selbst regnete es, dennoch säumten Tausende Besucher die Straßenränder und bestaunten die Tiere, bevor sie sich im Festzelt wieder aufwärmten. Das Zelt gibt es übrigens seit 1983. Davor sei alles in einem kleineren Rahmen abgelaufen, so Sichler.
Dass organisatorisch alles so gut klappte, ist laut Scheidmeister Martin Sichler unter anderem der Tatsache zu verdanken, dass nur etwa 600 der über 1000 Rinder im Anschluss verladen und auf die Höfe gebracht werden müssen. Alle anderen kommen auf die Nachweide. Einzigartig beim Gunzesrieder Scheid ist laut Sichler, dass niemand wisse, in welcher Reihenfolge die Herden ins Tal kommen. "Einzigartig ist aber auch, dass es funktioniert", fügt er lachend hinzu. (cn)