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    im Knast schlafen Nur bei bester Führung werden Häftlinge 'Freigänger' Von Michael Munkler Kempten/Memmingen 17 derzeit in den beiden Allgäuer Gefängnissen Inhaftierte genießen ein besonderes Privileg: Sie dürfen als sogenannte Freigänger die Haftanstalt tagsüber verlassen, um auswärts zu arbeiten. Insgesamt konnten im Laufe des Jahres schon 90 Häftlinge davon Gebrauch machen, die meisten von ihnen sind inzwischen entlassen. Der sogenannte offene Vollzug dient der Wiedereingliederung ins normale Leben. Die Quote derjenigen Häftlinge, die das ihnen entgegengebrachte Vertrauen zur Flucht missbrauchen lag in Memmingen in den vergangenen zehn Jahren bei nur 0,26 Prozent, in Kempten kamen stets alle Freigänger wieder zurück.

    Gisbert Rehmet trägt letztlich als Leiter der Allgäuer Justizvollzugsanstalten die Verantwortung dafür, welcher Häftling Freigänger wird. Vor einer Entscheidung berät er sich nach eigenen Worten aber intensiv mit dem Personal, das mit den Gefangenen in der täglichen Arbeit zu tun hat.

    'Freigang wird in bayerischen Justizvollzugsanstalten in der Regel erst dann gewährt, wenn mindestens die Hälfte der Haftzeit verbüßt ist', sagt Justizministeriums-Sprecher Gerhard Zierl. Ziel sei es, geeigneten Gefangenen die Möglichkeit zur Arbeit oder Berufsausbildung außerhalb der Justizvollzugsanstalt zu geben. Zumeist würden die Betroffenen nach der Entlassung dann von ihren Arbeitgebern weiterbeschäftigt. Möglich sei ein kurzfristiges Verlassen der Anstalt für einen geeigneten Häftling auch, um sich vor der Entlassung bei einem Arbeitgeber vorzustellen.

    'Die Gewährung von Freigang ist stets eine Einzelfall-Abwägung', betont der stellvertretende Leiter der Allgäuer Haftanstalten, Rainer Lorenz. Dabei habe die Sicherheit der Bevölkerung oberste Priorität. Ein Sexualstraftäter beispielsweise habe wegen der möglichen Wiederholungsgefahr praktisch keine Chance, Freigänger zu werden. Die Zahl der Straftäter, die das Vertrauen missbrauchten, liegt im Allgäu noch deutlich unter der bayernweiten 'Versagerquote' von 0,54 Prozent.

    Neben dem Freigang gibt es für Häftlinge noch eine andere Möglichkeit, aus dem Gefängnisalltag legal auszuscheren: Ebenfalls nach intensiver Einzelfall-Prüfung können geeignete Straftäter laut Zierl von einem 21-tägigen Urlaubsanspruch pro Jahr Gebrauch machen. In Memmingen ist derzeit bei der JVA ein Freigänger-Haus mit 26 Plätzen für 3,45 Millionen Mark im Bau. Eine separate Unterbringungs-Möglichkeit für Freigänger entsteht auch auf dem Gelände der neuen Kemptener JVA, wo gestern das Richtfest gefeiert wurde.

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