Der gebürtige Münchener wurde auf Umweg zum CSU-Bürgermeisterkandidaten. Von Reinhold Löchle Marktoberdorf Eigentlich hatte Dr. Manfred Wilde seine Kandidatur bereits abgehakt. Schließlich unterlag er damals im März 2001, als die Marktoberdorfer CSU ihren Bürgermeisterkandidaten nominierte, in der Stichwahl deutlich dem Favoriten Wolfgang Kühnl. Als Wilde dann, weil\'s die Regularien halt verlangen, gefragt wurde, ob er als Ersatzkandidat zur Verfügung stünde, 'sagte ich ja, sonst hätte ich wie ein schlechter Verlierer ausgesehen'. Seit Herbst 2001 ist der 44-Jährige aber wieder im Rennen. Bekanntlich zog Kühnl seine Bewerbung zurück und machte damit den Weg für Wilde frei. Schon seit Herbst 1999 beschäftigte Manfred Wilde das Thema Bürgermeister-Kandidatur. Die Idee, sich zu bewerben, kam dem Studienrat, 'weil ich immer wieder mal über Marktoberdorf gemeckert habe. Und irgendwann fragte ich mich: Warum versuchst Du es nicht selbst, Bürgermeister zu werden?' Das endgültige Ja brauchte freilich seine Zeit. 'Wir sprachen viele Abende darüber', blickt seine Frau Anna, die 1995 als Spätaussiedlerin nach Deutschland kam, in jene Zeit zurück. Dass der Bürgermeister-Job eine Herausforderung für die Familie darstellt, ist ihnen klar. Hier junges Familienleben, dort der Terminstress eines Stadtoberhauptes wie dies am besten in Einklang zu bringen ist, 'lasse ich auf mich zukommen', sagt der Vater eines 15 Monate alten Buben. Auf jeden Fall wolle er bürgernahe Politik praktizieren, 'ein Bürgermeister für alle' sein.
Die Tür zu seinem Amtszimmer stünde allen Bürgern offen; er wünsche sich, 'dass ich auch erfahre, wenn Probleme anstehen'. Und anderen Menschen zuzuhören, auf ihre Nöte einzugehen, das sei er als Lehrer und Internatsleiter gewohnt. Als Wilde mit 16 in die Junge Union eintreten wollte, verweigerte ihm sein Vater die Unterschrift mit der Begründung, für einen solchen Schritt müsse man älter sein. Aktives Mitglied in der CSU sei er seit Mitte der 80er-Jahre, sagt Wilde und verrät mit einem Schmunzeln, dass er als Student mal eine kurze 'Grünabweichung in meinem konservativen Lebenslauf' hatte. Der promovierte Historiker, der seit 1991 am Marktoberdorfer Gymnasium Deutsch, Geschichte und Erdkunde unterrichtet, weiß natürlich, dass nicht die ganze Marktoberdorfer CSU seine Kandidatur mit Herzblut unterstützt. Großstädter und Lehrer da gebe es manchen Skeptiker, meint der gebürtige Münchner. Doch betont er, der als Geographie-Student viele Länder mit dem Rucksack bereiste, die Großstadt nicht zu vermissen: 'Marktoberdorf ist eigentlich meine Heimat geworden.'Die Familie Wilde wohnt in einem eigenen Haus in Rieder. 'Hier ist es so schön', sagte Anna Wilde begeistert. Da fällt es den Eltern, die eigentlich Italien-Freunde (Manfred Wilde: 'Eine Städtepartnerschaft mit Italien würde ich mir wünschen') sind, schon leichter, auf Reisen zu verzichten, solange Sohn Martin noch klein ist. Dafür wird in der Region geradelt, gewandert, Ski gefahren oder aber die Freizeit mit einem Buch verbracht. Für Manfred Wilde ist Freizeit momentan allerdings rar. So rar, dass er nicht mal mehr zu seinem regelmäßigen Ju-Jutsu-Training kommt. Und das soll was heißen: Schließlich betreibt er diesen Selbstverteidigungssport schon seit seiner Jugend, ist Vorsitzender des Marktoberdorfer Vereins und leitet auch eine Ju-Jutsu-Gruppe am Gymnasium. Im Wahlkampf bleibt wenig Zeit für die Familie: CSU-Bürgermeisterkandidat Dr. Manfred Wilde mit Frau Anna und Sohn Martin.