Bilanz nach einem guten Jahr: Thalkirchdorfer und Touristen sind begeistert Von Barbara Hell Oberstaufen-Thalkirchdorf Zahlen nennt Felix Schädler, seines Zeichens Architekt und Erfinder des Thalkirchdorfer Dorfhauses, natürlich nicht. Es bleibt sein Geheimnis, was er investiert hat, und auch, was seine Idee heute, ein gutes Jahr später, abwirft. Aber eines sieht jeder, auch ohne einen Beleg durch Zahlen: Der Laden brummt. Das gilt für den ganzen Laden: die Sennstube, in der es delikate Spezialitäten zu essen gibt; die verglaste Sennerei, vor der die Besucher Molkereifachmann Klaus Wagner beim Käsen zugucken können; die Käseschule im Kellergewölbe, in der vor allem Touristen mit Begeisterung ihren eigenen Käse herstellen; den Friseursalon und eben besagten Dorfladen, der den Thalkirchdorfern nach vielen Jahren der Abstinenz wieder eine Einkaufsmöglichkeit im Ort schenkte. Sie sind es auch, die hier einkaufen: Die Mütter holen den vom Dorfhaus-Käser hergestellten Joghurt und die Semmel am Morgen, wenn sie ihre Kinder zur Schule bringen. Der Nachwuchs versorgt sich mit Süßigkeiten, die Eltern mit allem, was man im Alltag so braucht, von der Zeitung bis zum Paket Nudeln.
Natürlich kaufen auch Touristen hier ein, gibts doch neben hausgemachtem Käse und Molkegetränk mit Fruchtzusätzen auch Spezialitäten wie Honig-Williamsschnaps. Die Kombination machts Der Dorfladen allein ists aber nicht, der zum Erfolg der Idee Thalkircher Dorfhaus führte: Ein Baustein allein hätte nicht funktioniert, nur ein Einzelhandelsgeschäft auf dem Land ohne Möglichkeit, Zusatzumsatz zu machen, wäre nicht lebensfähig, ist sich der 35-jährige Felix Schädler sicher. Die Kombination der verschiedenen Attraktionen unter Federführung des Pächterehepaars Heike und Paul Danner machts, dass der Gast hier eine kleine Erlebniswelt, ein Stück Tradition auf kleinem Raum vorfindet, wie Schädler meint. Heimatverbunden ist das Projekt nicht nur, weil in Küche und Laden überwiegend Produkte aus der Region verwendet werden. Der starke Bezug auf Käse, dessen Verarbeitung in Thalkirchdorf eine jahrhundertealte Tradition hat, ist ein weiterer Pluspunkt in der Bilanz des Allgäu-Typischen. Das ganze inhaltliche Konzept aber steht und fällt mit der Präsentation: Dem Dorfhaus ist von weitem bis hin zum einzelnen Detail anzusehen, dass sein Architekt das Ensemble, das jetzt den Ortskern bildet, mit viel Liebe für sein Heimatdorf und dessen Gebäude gestaltet hat. Ein Beispiel zur Wiederbelebung auch für andere Dörfer? Felix Schädler mahnt zur Vorsicht, eine plumpe Kopie einfach anderswo zu errichten, wäre seiner Ansicht nach ein Rezept zum Misserfolg: Man müsste schon versuchen, eine neue Idee, die zum jeweiligen Ort passt, mit einem wirtschaftlich funktionellen Konzept zu verwirklichen, lautet sein Rat an Nachahmer.