Marktoberdorf (hkw). - Der Münchner Gammelfleisch-Skandal schadet offenbar den Marktoberdorfer Döner-Betreibern. Der Kebap-Verkauf sei um rund 40 Prozent zurückgegangen, beklagt etwa Elke Kirsever, Inhaberin des 'Sultan Grill- und Kebabhauses' in der Meichelbeckstraße. Einige der örtlichen Döner-Wirte versuchen die Umsatzeinbußen mit dem Verkauf von vegetarischen Gerichten und Pizzen aufzufangen. Savas Demirci vom 'Marmaris' in der Kaufbeurener Straße geht dagegen zwar nur von einem leichten Umsatzrückgang aus: 'Die meisten Leute wissen, dass wir alles selber machen.' Dennoch ärgert er sich sehr über die Berichterstattung im Fernsehen. 'In den Nachrichten werden speziell immer Dönerfleisch und Döner-Spieße gezeigt', so Demirci. 'Dabei gelangt das betroffene Fleisch genauso in den normalen Lebensmittelhandel.' Zudem sei nur ein ganz kleiner Teil des Dönerfleischs in Deutschland, laut Demirci vielleicht zwei bis drei Prozent, von dem Skandal betroffen. Er vermutet Korruption hinter dem Gammelfleisch.
Kunden schwer zu überzeugen Die Inhaberin des 'Sultan' wiederum, die schon seit 15 Jahren im Döner-Geschäft ist, bescheinigt zumindest den Marktoberdorfer Behörden 'lückenlose Kontrollen': 'Nicht nur unser Döner-Fleisch und alle Fleischprodukte, sondern sogar unser Leitungswasser wurde immer sorgfältig überprüft', so Elke Kirsever. 'Auch die Berliner Lieferfirma wird kontrolliert.' Dennoch fiele es zur Zeit nicht leicht, die Kunden von der Fleischqualität zu überzeugen. Ihrer Meinung nach ist Fleisch insgesamt in Verruf geraten: 'Wir haben auch Probleme mit den türkischen Pizzen mit Hackfleisch.'Daher wird beim 'Sultan' derzeit der Schwerpunkt auf vegetarische Gerichte und Nudeln gelegt. 'Besonders italienische Pizza geht gerade sehr gut.' Trotzdem hofft sie, wie Demirci, auf 'das Vertrauen der Verbraucher' und ein schnelles Ende der Panikwelle. Das sei bei der Vogelgrippe genauso gewesen. 'Damals hatten wir ausgerechnet Puten-Döner im Angebot', erzählt Elke Kirsever. 'Nach zwei Wochen hatte sich's wieder beruhigt.' Schließlich wären gerade jetzt die Kontrollen streng und das Fleisch damit überall sicher.
'Alles muss jetzt vegetarisch sein.'Auch Bedriye Örumcek vom 'Kardelen Döner' in der Kemptener Straße macht zurzeit mit vegetarischen Teigwaren, Gemüsepizza, vegetarischen Döner und Dürüm oder bloßem Fladenbrot deutlich mehr Umsatz als mit dem klassischen Döner Kebap. Da die Leute jetzt aber Angst hätten, äßen sie überhaupt keinen Döner mehr. 'Auch die Kinder kaufen jetzt vegetarisch', so Bedriye Örumcek. 'Ob mit Spinat und Käse oder Tomaten und Käse: alles muss jetzt vegetarisch sein.''Statt über 40 Dönern mit Fleisch verkaufe ich jetzt nur noch 14 am Tag', sagt sie. Früher habe sie täglich etwa sieben Kilogramm Brot frisch gemacht, jetzt würden vier bis fünf reichen. Die Döner-Spieße bezieht Bedriye Örumcek 'jede Woche frisch, nicht gefroren' aus der 'Kardelen Döner Produktion' aus Mering bei Augsburg, wie auf einem Plakat zu lesen ist: 'Die Leute fragen jetzt, wo das Fleisch herkommt.'Aus dem gleichen Betrieb bezieht Zdenka Galicova, Inhaberin des 'Marco Polo Pizza Express' an der B16, ihr Dönerfleisch. 'Ich spüre den Fleischskandal sehr', klagt sie. 'Der Umsatz sinkt, und das nicht nur bei den Dönern.' Da sich die Medien so auf die Döner-Mafia versteiften, würden Döner-Buden wie die ihre viel weniger frequentiert. Obwohl sie neben Currywurst und Döner auch vegetarische Pizza und Pasta verkaufe. 'Ich muss aber Miete zahlen', sieht sie die Existenz ihrer Bude in Gefahr. Keine 'Beschwerden' dagegen hat Ahmet Sarikaya, der 'Hasan's Kebap mit Pizza Haus' an der Schwabenstraße - Inhaber ist sein Bruder - betreibt. Nur Anfang vergangener Woche sei es dort 'ein bisschen ruhig' gewesen.