Schwangau (sr). 'Mir scheint, jeder zweite Bewohner des Landkreises ist hier anwesend'. So Django Asül über die fast 500 Besucher im Kurhaus Schwangau, die sein Programm 'Hardliner' erleben wollten. Der Kabarettist, der durch seine neue Rolle des Derbleckers vom Nockherberg in eine neue Dimension des öffentlichen Interesses katapultiert wurde, hatte noch unmittelbar vor Beginn am Donnerstagabend Konkurrenz in Form der deutschen Handballer. Doch als deren Einzug ins WM-Finale sicher war, wurden die Handys ausgeschaltet und gab es nur noch einen Star: Django Asül eben.
Er hatte das Publikum sofort im Griff und die Lacher auf seiner Seite. Stoff bot ihm zunächst das politische Geschehen der letzten Monate: 'Frau Pauli hätte gern einen anderen Stoiber', ließ er verlauten. Stoiber wiederum 'finde Frau Pauli überhaupt nicht wichtig' und das, so Django, 'darf man einer Frau nie sagen'.
Schauspieler und Entertainer
Geradezu genial die Redepausen, das Heben und Senken der Stimme und die Kunst der Überleitung von Thema zu Thema. So ging es nahtlos vom bayerischen Filmpreis zur Bundeswehr und deren weltweite Einsätze und weiter zur Großen Koalition, die für ihn eine 'große Kollission' ist. Dann beißt sich Django am Datum des 9. November fest. Und hier teilt er aus. 'Wer weiß denn, was wir da feiern? 'D-day für den Osten, mayday für den Westen'. Und was ist am 11.11.? 'Nein, nicht Fasching, sondern St. Martin, der den Mantel mit dem Bettler teilt. Und dann erfrieren sie beide' übertrug er lakonisch den Ost-West Vergleich ins Bildhafte.
Die Lösung des Dilemmas verrät Asül nach der Pause. Die Osterweiterung im Verbund mit Rumänien und Bulgarien würde für Ostdeutschland die Lösung sein. Von Europa zum Geburtenrückgang und den dafür verantwortlichen zu engen Männerunterhosen ist für Asül ein kleiner Schritt. Mit der Frage 'Kennst du Gorbatschow? Nur mit Red Bull' hält er dem Publikum den Spiegel vor. Dieses weiß manchmal nicht, soll es über die messerscharfen Pointen lachen oder nachdenklich werden. Schließlich wird doch gelacht - manche mit 'Verzögerer', wie Asül treffend feststellt.
Kriege und ihre Ursachen
Sein Repertoire scheint unerschöpflich, seine türkischen Landsleute nimmt er auf die Schippe und legt gleichzeitig den Finger in deutsche Wunden. 'Komm, geh’n wir Deutsche schauen, es werden jährlich 200 000 weniger'. Danach folgt eine kurze Geschichtsstunde über den Dreißigjährigen Krieg 'powered bei Ikea' in Anspielung auf die schwedische Rolle. Deutschland zog dabei die A-Karte. Für die großen Kriege des 20. Jahrhunderts sieht er die Ursachen bei den Österreichern. Der erste fand statt, weil ein Österreicher erschossen wurde. Zum zweiten kam es, weil ein Österreicher nicht erschossen wurde. 'Die Leute, die zu mir kommen, sind einfach eine besondere Rasse', stellt Asül fest. Sucht und findet kurzzeitig den Dialog mit dem Publikum.
Ugur Bagislayici aus Deggendorf redet dank seiner Sprachgewandtheit mühelos zwei Stunden, schlüpft in die Rolle des Niederbayern wie die des Türken, durchlebt die Rolle des Bruders, Schwagers und macht das Publikum mit den Ansichten des Vaters vertraut. Um gleich darauf die niederbayerischen Stammtischbrüder zu Wort kommen zu lassen. Auf Ablästern folgt tiefschürfend Nachdenkliches wie 'Traue niemandem, außer dir selbst'. Gibt versöhnlich zum Schluss seine E-Mail-Adresse bekannt und versichert: 'Ich schreib auch zurück, da kenn’ i nix'.