'Verträge mit kürzeren Laufzeiten abschließen' Memmingen (hku). Vermieter sollten Verträge mit kürzeren Laufzeiten abschließen und auch Ausstiegsklauseln anbieten: Dies ist für Dr. Arnd Jenne ein Weg, um gegen die vielen Leerstände in der Innenstadt anzugehen. Der Chef eines Beratungsbüros ist mit dem Geschäftsflächen-Management in der Innenstadt beauftragt. Im Rahmen des Stadtentwicklungs-Prozesses 'Perspektive Memmingen' fand jetzt eine Veranstaltung mit rund 100 Teilnehmern im Kaminwerk statt, bei der es um die Lage auf dem Immobilienmarkt ging.
Jenne steckte zunächst das Umfeld ab, in dem sich Mieter und Vermieter von Geschäftsflächen bewegten: 'Im Einzelhandel sind in den nächsten Jahren keine wesentlichen Wachstumsimpulse zu erwarten.' In Bezug auf die Gesamtstadt herrsche in Memmingen ein Überangebot an Verkaufsflächen. Im Zentrum sehe es 'noch etwas anders aus'. Wer ein Ladenlokal mieten wolle, brauche häufig mehr Platz als früher: 'Bei den Filialisten wird Beratung durch Fläche ersetzt.' Unter diesen schwierigen Bedingungen sollten Vermieter 'vom Nutzer her denken' und diesem möglichst maßgeschneiderte Angebote machen, sagte Jenne. Denkbar sei zudem, die Immobilie zweifach zu nutzen: 'Im Sommer als Eiscafé, im Winter als Bierpub.'
Für die Händler wiederum sei es wichtig, auch ein Lebensgefühl zu verkaufen. 'Der Friseur ist gleichzeitig ein Café, die Sparkasse wird mit einer Gastronomie betrieben', nannte er zwei Beispiele. Daneben ermunterte der Chef eines Essener Beratungsbüros dazu, Nischen zu besetzen. Wenn man hier ein geschicktes Händchen habe, würden die Kunden auch den Umweg in eine Seitenstraße in Kauf nehmen. Im Hinblick auf die viel zitierte Aufenthaltsqualität betonte Jenne, dass man darunter nicht nur die Verschönerung von Straßen oder Plätzen durch Bäume, Bänke und Brunnen verstehen dürfe. 'Das hängt von der jeweiligen Klientel ab.'
'Ideen zusammenbringen'
Über das Problem der vielen Leerstände wurde im Kaminwerk auch in Kleingruppen diskutiert. Dabei habe jemand vorgetragen, dass er ein 'ganzheitliches Stadtentwicklungskonzept' vermisse, berichtete Jenne. Zudem wurde darüber geklagt, dass es schwierig sei, obere Stockwerke zu vermieten. Um Lösungen zu finden, sei der Vorschlag gekommen, 'Ideen wie bei der Kalchstraßen-Initiative zusammenzubringen', so Dr. Eddy Donat, der ebenfalls mit dem Geschäftsflächen-Management beauftragt ist.
Im Hinblick auf die Finanzierung von Umbau-Arbeiten an Immobilien sagte Claus Schneider von der Sparkasse, dass es hier verschiedene Zuschussprogramme gebe. Bei der Diskussion in der Kleingruppe sei der Wunsch nach einem 'Lotsen' aus den Reihen des Stadtmarketing-Vereins geäußert worden, 'der durch den Förder- und Gesetzes-Dschungel führt'. Thema im Kaminwerk war zudem die Finanzierung von Energiespar-Maßnahmen bei Immobilien. 'Die Amortisation kann sehr unterschiedlich sein', sagte Stefan Gutermann als Vertreter der VR-Bank Memmingen. Im gewerblichen Bereich gebe es vom Gesetzgeber wenig Unterstützung in Form von zinsverbilligten Darlehen.