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Diesmal läuft nur die Nase

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Diesmal läuft nur die Nase

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    Von unserem Mitarbeiter Roland Wiedemann, Scheidegg - Ein kräftiges und lang anhaltendes Husten auf der anderen Seite der Leitung. Es dauert, bis Tobias Steinhauser am Telefon ein Wort herausbringt. Noch vor einer Woche hat sich der Scheidegger Radprofi über eine für seine Verhältnisse erstaunlich lange krankheitsfreie Zeit gefreut - zu früh, wie sich jetzt herausstellt. Ausgerechnet zwei Wochen vor dem Start der Frankreich-Rundfahrt musste der 33-Jährige am Donnerstag bei der sechsten Etappe der Tour de Suisse vom Rad steigen. Steinhauser spricht von einer 'Vorsichtsmaßnahme in Hinblick auf die Tour de France'. Eine Bronchitis zwang ihn und die T-Mobile-Teamleitung zu diesem Schritt. Steinhauser hat trotz des Ausfalls in der Schweiz die Teilnahme beim wichtigsten Radsportereignis des Jahres noch nicht abgehakt. Bis zum Ausscheiden hatte es noch ganz gut ausgesehen. Die T-Mobile-Teamleitung berief Steinhauser in den 13-köpfigen, vorläufigen Tour-Kader. Vier Fahrer werden bis Dienstag noch gestrichen. Sprintstar Erik Zabel war schon vorher ausgemustert worden. 'Zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt', so Steinhauser nach seiner Rückkehr ins Westallgäu, sei die Virusattacke gekommen. 'Aber zwei Wochen später wäre es noch übler gewesen.' Bereits beim Einzelzeitfahren am Sonntag, für das sich Steinhauser so viel vorgenommen hatte, wollten die Beine nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte.

    Ab ins Einzelzimmer 'Danach spürte ich ein Kratzen im Hals und die Nase war zu.' Am nächsten Tag wurden die Beschwerden schlimmer. Sicherheitshalber, um Jan Ullrich und andere Teamkollegen nicht anzustecken, wurde Steinhauser vom Rest der Truppe 'abgeschirmt', sprich: er bekam ein Einzelzimmer und musste abseits der anderen das Frühstück und das Abendessen zu sich nehmen. Immerhin fahren bis dato Ullrich und auch alle seine Helfer schnupfenfrei in den Schweizer Bergen Rad. Für Steinhauser war am Donnerstag kurz nach dem Start in Bürglen Schluss. 'Ich habe es einfach nochmal versucht', so der Pechvogel, der sich die Tage zuvor jeweils ins Ziel gekämpft hatte und sich am Donnerstag etwas besser fühlte. 'Aber ich habe schon beim ersten Anstieg kaum Luft bekommen und musste husten.' In diesem Zustand sollte man keine Bergetappe bei der Tour de Suisse fahren, dachte sich auch Mario Kummer, sportlicher Leiter des T-Mobile-Teams, und nahm seinen Schützling aus dem Rennen. 'Hätte ich nicht aufgehört, wäre wahrscheinlich alles schlimmer geworden', mutmaßt Steinhauser. So wurde er gleich am Nachmittag nach Hause ins Westallgäu gefahren, wo sich der Freund und treue Helfer von Jan Ullrich einen Tag Ruhe gönnte. Bereits am Sonntag will Steinhauser wieder mit dem Training beginnen. Die Tour de Suisse scheint Steinhauser nicht gut zu bekommen. 2004 musste er in der Schweiz seine Tour de France-Träume begraben, als er schwer stürzte und sich das Becken brach. Diesmal läuft wenigstens nur die Nase. Ein kleiner Trost in diesen Tagen.

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