Waalhaupten Der schwäbische Dichter Arthur Maximilian Miller (1901-1992) war ein großer Verehrer Peter Dörflers. Eine tiefe Freundschaft verband die beiden Schriftsteller, die vor allem ihre schwäbische Heimat thematisierten. Zu Dörflers Tod im Jahr 1955 schrieb Miller, der den Sterbenden die letzten Tage und Wochen begleitet hatte: 'In dieser Welt sind wir durch seinen Tod sehr verarmt.' Heute, 50 Jahre später, ist es still um Peter Dörfler geworden. Wer war dieser hochintelligente, aus einer Bauernfamilie stammende junge Mann und woran liegt es, dass sein umfangreiches literarisches Werk nahezu in Vergessenheit geraten ist - obwohl zahlreiche Schulen und Straßen im schwäbischen Raum seinen Namen tragen? Diese Frage stellte Bürgermeister Josef Demmler anlässlich des 50. Todestages des Theologen und Literaten. Waalhaupten, wo Dörfler seine Kindheit verbrachte, gedachte mit Lesungen und einem Kirchenkonzert am Sonntag in der Pfarrkirche des großen Dichters, der 1878 in Untergermaringen geboren worden war. Nach der Ouvertüre aus Händels 'Feuerwerksmusik', die die Musikkapelle Waalhaupten unter Leitung von Dietmar Ledel spielte, gab Demmler einen kurzen Einblick in das Leben des Priesterdichters. Früh erkannten dessen Eltern die Begabung ihres sensiblen und äußerst aufgeweckten Sohnes und schickten ihn auf das Benediktiner-Gymnasium St. Stephan in Augsburg.1903 wurde der 25-Jährige zum Priester geweiht. Doch in der Theologie fand er nicht ausschließlich das, wonach er suchte. So widmete sich Dörfler, dessen Leben von Schwermut und Melancholie gezeichnet war, der Literatur. Sein fortan rastloser Fleiß, das tägliche Schreiben und Arbeiten führte oft bis zur totalen Erschöpfung. 'Seine Lebensleistung ist fast übermenschlich', heißt es in zahlreichen Sekundärtexten über Peter Dörfler, der in Rom zum Theologen promovierte. Er war nicht nur Seelsorger, Erzieher und Priester. Fleiß, Disziplin und Fürsorge für andere Menschen ließen ihn seine eigenen Wünsche und Sehnsüchte hintanstellen. 'Es ist beachtlich, wie Dörfler es schaffte, seinen seelsorgerischen Aufgaben gerecht zu werden und zugleich ein umfangreiches literarisches Oeuvre zu schaffen - und das in den Wirren zweier Weltkriege', so Demmler.1912 erschien Dörflers stark autobiografisch geprägtes Erstlingswerk 'Als Mutter noch lebte'. Eine Schrift, die seine tiefe Liebe zur Mutter zum Ausdruck bringt. Dörflers Texte sind moralisch, ethisch und pädagogisch gefärbt. Immer wieder kreisen seine Gedanken um seine schwäbische Heimat, zu der er den Kontakt trotz vieler Bildungsreisen nie verloren hat. 'Ihn jedoch ausschließlich auf einen Heimatdichter zu reduzieren, der Heimat als Idylle beschreibt, wäre falsch', betonte Demmler. Dörfler habe oft vom harten handwerklichen Landleben geschrieben, ohne etwas zu beschönigen.
Die letzten Stunden Nach einem Klarinetten-Solo mit Orgelbegleitung las Rudolf Holzmann aus Werken des Priesterdichters vor. Im Roman 'Die Wessobrunner' setzte Dörfler dem Kirchenmaler Matthäus Günther - dessen Geburtstag sich heuer zum 300. Mal jährt - ein Denkmal. Dieser begabte Künstler schuf zahlreiche Wand- und Deckenfresken, unter anderem in der Waalhauptener Pfarrkirche. Zugleich gab Holzmann einen Einblick in die letzten Stunden vor Dörflers Tode. 'Wir wollen das Gedenken an diesen großen Dichter aufrechterhalten', betonte Dietmar Ledel, der die Gesamtleitung des Abends übernommen hatte. Mit ausgewählten Stücken wie Michael Kunzes 'Ich gehör' nur mir', einem Andante aus der 'kleinen Nachtmusik' von Mozart oder dem Stück 'Amen' von Pavel Stanék sorgte er für Harmonie von Text und Musik. Eine in der Pfarrkirche aufgebaute Ausstellung gibt Einblick in das Leben und Schaffen des schwäbischen Priesters. Neben Zitaten und Sprichwörter aus Dörfler-Texten, alten Fotos und Büchern, gibt es dort auch eine Auswahl aus seinen Werken mit kurzer inhaltlicher Beschreibung. Julia Stellmach i Besichtigt werden kann die Dörfler-Ausstellung in der Waalhauptener Pfarrkirche Mariä Schmerzen während des gesamtes Oktobers am Dienstag und Freitag jeweils von 12 bis 17 Uhr sowie sonntags von 10 bis 17 Uhr.