Als wäre es gestern gewesen, so geht wieder ein Jahr dahin. Bevor die Familienfeier oder die Party beginnt, haben Sie noch ein paar Stunden Zeit. Sichern Sie sich doch ein paar Geschichten, Namen und Erkenntnisse aus diesem Jahr. Schreiben Sie es auf und lassen Sie es für sich ganz persönlich nachklingen. Sie haben Ihr Kind, Ihr Enkelkind heranwachsen sehen. Sie haben ein weiteres Jahr Ehe gemeistert. Sie haben gelacht und bedacht, geschwiegen und gestritten. Manches Projekt wurde abgeschlossen, andere waren ohne Arbeit.
Die Zeit teilt. Sie teilt zwischen Vorher und Nachher, Früher und Später, Jung und Alt, damit trennt sie, beendet und löst womöglich Bindungen.
Allein, wie das Sterben eines geliebten Menschen anrührt, macht die Wucht von Zeit deutlich. Zeit ist zugeteilt. Sie ist das wichtigste Gut im Leben.
Mit wem durften Sie, mussten Sie sie teilen? "Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, deren Geheimnis aber ist der Mut" (Perikles). Wozu wünschen Sie sich Mut, was wollen Sie endlich sagen, was tun und entscheiden? Zeit haben heißt nichts anderes, als keine Zeit für alles zu haben. Die Zeit eilt, sie teilt.
Und die Zeit heilt. Ein Baum verlor seinen Hauptstamm; es blieben Zweige. Der Lauf der Zeit rückt das Verlorene aus dem Mittelpunkt. Ganz langsam richten sich die Zweige auf, im Laufe der Jahrzehnte wird eine neue Mitte, eine andere Krone.
Der verwitwete Mensch wird noch mal ein anderer, eigner Mensch, das Verlorengegangensein des Verstorbenen kann sich vergolden zu einem Heimgefundenhaben: der, die Verlassene lernt, sich wiederzufinden, und vielleicht auch, neu sich finden zu lassen.
Zeit heilt allmählich, manchmal auch plötzlich. Nun danken Sie Gott für ein Jahr Zeit und bitten Sie Ihn in Bezug auf 2011 um Chancen und Mut, Gestaltungslust und Weisheit, in den richtigen Momenten Nein zu sagen.
So wünsche ich Ihnen ein gesegnetes neues Jahr.