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Die stille Katastrophe zwischen Tank und Teller

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Die stille Katastrophe zwischen Tank und Teller

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    Ketterschwang | AZ | Ob Nahrungsmittel im Tank oder auf dem Teller landen sollten, ist immer wieder in der Diskussion. Die Dekanatsrunde der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) Kaufbeuren unter Leitung von Karl Unsin und Sabina Inning veranstaltete dazu eine Diskussion. Es referierten Wolfgang Hilbich, bei der BBV-Hauptgeschäftsstelle Augsburg zuständig für Marktfragen und nachwachsende Rohstoffe, und Josefine Anderer-Hirt von der KLB, frühere Entwicklungshelferin in Nigeria.

    Der Anteil biogener Kraftstoffe in Deutschland lag demnach 2007 bei 7,6 Prozent am gesamten Kraftstoff und bei 12 Prozent am Dieselkraftstoff. Die Produktion des zurzeit in Deutschland benötigten Biokraftstoffbedarfes von 3,1 Millionen Tonnen könnte aus dem Binnenmarkt gedeckt werden, belegte Hilbich mit Zahlen. 2007 seien 8 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche vorwiegend mit Raps bebaut worden. Bis 2030 könnten weitere 4,4 Millionen Hektar frei werdende Ackerflächen in Deutschland für den Anbau von Energiepflanzen zur Verfügung stehen und sich mit den daraus entstehenden Koppelprodukten wie Rapskuchen und Schlemppe für die Tierfütterung ergänzen. Langfristig steigende Mineralölpreise und Produktionsverbesserungen dürften die Erzeugung begünstigen, politische Entscheidungen so manches wieder eingrenzen.

    Raubbau an der Natur

    Die geopolitische Lage werde immer gefährlicher, meinte Anderer-Hirt. Raubbau an der Natur, unwürdige menschliche Verhaltensweisen und Naturereignisse ließen 3,2 Milliarden Menschen, die Hälfte der Menschheit in Armut leben und jährlich über 900 Millionen Menschen an Hunger leiden. Die Weltvorräte seien auf ein Rekordtief von 58 Tagen gesunken und die Preise für Mais, Weizen und Reis um 50 Prozent gestiegen. Arme Menschen hätten nur begrenzt Geld, Importnahrungsmittel zu erhöhten Preisen zu kaufen.

    In Deutschland dagegen würden jedes Jahr zwei Millionen Tonnen gewerbliche Speisereste entsorgt. Zudem landeten rund 10 Prozent an Lebensmitteln im Restmüll. In Brasilien gingen die Anbauflächen für Reis, Weizen, Maniok und Bohnen zurück, weil fast 50 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen für Soja und Zuckerrohr gebraucht werden. Gleichzeitig gebe es 5 Millionen landlose und arme Familien, während die einen Hunger säten und die anderen Überfluss ernteten. Existenzgefährdende Zustände zeigte Anderer-Hirt ebenfalls aus Indonesien auf, seit Palmöl auch als Rohstoff für Biodiesel gehandelt werde. Bis 2020 sollen sich die Ölpalmenflächen auf 20 Millionen Hektar verdreifachen ohne Rücksicht auf den Regenwald. Dabei werde 420-mal mehr CO² freigesetzt als durch die anschließende Gewinnung von Biokraftstoff jemals eingespart werde.

    Bei der anschließenden Diskussion zeigten sich die persönlichen Grenzen und Ohnmacht gegenüber den genannten Tatsachen.

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