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Die Solarheizung in Kabul ist fertig

Klinik

Die Solarheizung in Kabul ist fertig

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    Die Solarheizung in Kabul ist fertig
    Die Solarheizung in Kabul ist fertig Foto: Cordula Jörg Geisser

    Die afghanische und die deutsche Fahne waren gehisst. Ein afghanischer Geistlicher sang ergreifend eine Sure aus dem Koran. Der afghanische Gesundheitsminister Dr. Rahim Pashtoonya und Klinikbetreiber Gerolf Dechentreiter durchschnitten das rote Band. Dechentreiter bedankte sich gerührt bei allen Mitwirkenden, vor allem bei dem Ideengeber, Architekt Siegfried Geisser vom Rotary Club Oberstaufen-Immenstadt. "Das war ein Geschenk des Himmels", sagte er. Und zwei afghanische Minister lobten überschwänglich die Allgäuer Handwerker und die deutsche Ingenieur- und Handwerkskunst.

    Mit der Einweihung der Heiz- und Kühlanlage der Irene-Salimi-Kinderklinik in Kabul wurde ein Ziel erreicht, das völlig utopisch schien, als Ulrich Kirsch aus Sonthofen, Vorsitzender des Bundeswehrverbandes, vor zwei Jahren beim Rotary Club Oberstaufen-Immenstadt in Thalkirchdorf über das Krankenhaus sprach. Diese einzige Kinderklinik mit europäischem Standard in Afghanistan musste im Herbst, wenn es im 1500 Meter hoch gelegenen Kabul kalt wird, die gesamte Operationstätigkeit einstellen, weil keine Heizung vorhanden war. Das ließ dem Immenstädter Architekten Siegfried Geisser keine Ruhe: Er flog nach Kabul und stellte fest, dass die Lösung eine Solar-Anlage ist. Geisser nahm Kontakt zur Firma Holzberger in Fischen auf.

    Der Firmeninhaber war sofort bereit, so wie Geisser die gesamte Projektierung zum Nulltarif durchzuführen - und später, als die Realisierung des Projektes anstand, fand die Firma genügend Fachkräfte im Oberallgäu, die die abenteuerliche Reise nach Kabul und die wochenlange Arbeit dort auf sich nahmen.

    Trotzdem wäre das Projekt unbezahlbar gewesen, wenn nicht das Auswärtige Amt, die Dechentreiter-Stiftung, die Johanniter-Unfall-Hilfe, Misereor sowie andere Rotary- und Kiwaniclubs eingestiegen wären. 60 Prozent übernahm das Auswärtige Amt. Und eine Vielzahl von Privatpersonen spendete laut Rotary nach einem Aufruf in unserer Zeitung.

    In der Umsetzung gab es viele Widrigkeiten, wie der Rotary Club Immenstadt-Oberstaufen darlegt: Wegen der Steuerschulden eines Spediteurs blieben Baumaterialcontainer an der afghanisch-iranischen Grenze wochenlang liegen. Ein Containertransport wurde von tschetschenischen und arabischen Taliban gekapert und abgefackelt. Weil nicht "geschmiert" wurde, zögerten sich Zollabfertigungen hinaus. Die Flugzeuge mit dem Ersatzcontainer für den gekaperten konnten dann in Amsterdam wegen des Vulkanausbruchs in Island nicht starten. Die gesamte Elektroanlage der Klinik erwies sich weit von europäischem Standard entfernt. Sie wurde völlig neu verlegt. Die Allgäuer, die in Kabul arbeiteten und Einheimische anlernten, mussten vieles improvisieren. Als im April wesentliches Material noch nicht eingetroffen war, flogen die Oberallgäuer zurück, um ein paar Wochen später dann den Endausbau anzugehen.

    Jetzt besitzt das Kinderkrankenhaus eine der modernsten Solaranlagen der Welt im Wert von rund einer Million Euro: Für 2000 Quadratmeter Flächendeckenheizung wurden 147 Solarkollektoren mit Wärmetauscher, Vorratsspeicher, Ölbrenner, Kältemaschine und Warmwasseranlage eingebaut und verbunden. Dadurch können jedes Jahr Hunderte von Kindern durch Operationen gerettet werden, heißt es von Rotary.

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