"Manchmal ist es so schlimm, da hasse ich meinen Kopf richtig", sagt Martina B.. Die 32-Jährige Ostallgäuerin leidet seit Jahren regelmäßig unter Kopfschmerzen und Migräne. Die Attacken kommen mehrmals im Monat und häufig halten die Schmerzen über mehrere Tage an. Arbeiten kann die Angestellte dann nur unter größter Anstrengung und dem Einsatz von starken Medikamenten. Wenn die Schmerzen gar nicht mehr auszuhalten sind, muss sie sich krank schreiben lassen. Ein bestimmter Auslöser für die wiederkehrenden Kopfschmerzen wurde auch bei mehrfachen Untersuchungen nicht festgestellt. Doch der Leidensdruck bei Martina B. ist groß. "Die Schmerzen bestimmen mein Leben", sagt die junge Frau.
Martina B. zählt zu den 70 Prozent der Deutschen, die unter chronisch wiederkehrenden anfallsartigen Kopfschmerzen leiden. Die Zahl derer, die unter Schmerzen leiden hat in den vergangenen Jahren zugenommen. "Wir haben deutlich mehr Patienten", sagt etwa Dr. Heinrich Biskupek, Oberarzt an der Argentalklinik in Isny-Neutrauchburg.
Der Schmerzmediziner macht unter anderem Stress und Arbeitsbedingungen dafür verantwortlich. So muss der Orthopäde häufig Patienten behandeln, die durch sogenannte "Zwangshaltungen" unter Kopfschmerzen leiden. Diese Fehlhaltungen entstehen durch häufiges Arbeiten am Computer oder eine falsche Sitzhaltung. Doch häufig ist den Patienten laut Biskupek der Zusammenhang gar nicht bewusst. "Durch die Fehlhaltungen sind Nacken- und Schultermuskulatur oft so verspannt, dass dies zu starken Kopfschmerzen führen kann.
" Mittels einer manuellen Therapie, bei der die Verhärtungen in der Muskulatur gelöst werden, und zusätzlicher Krankengymnastik könne Patienten häufig geholfen werden.
Doch auch ein bestimmter Lebensstil kann laut der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) die Schmerzen im Kopf auslösen. Studien haben laut DMKG gezeigt, dass das häufige Konsumieren von alkoholischen Getränken und Kaffee, Rauchen, wenig körperliche Aktivität und Übergewicht im Zusammenhang mit Migräne und Spannungskopfschmerzen stehen. In einem gewissen Maß könne man Kopfschmerzen demzufolge vorbeugen, wenn man bestimmte Risikofaktoren beachte sagt Dr. Stefanie Förderreuther von der DMKG.
"Zu den Auslösern gehören Unregelmäßigkeiten im Tagesablauf wie das Weglassen einer Mahlzeit, zu wenig Flüssigkeitszufuhr, aber auch zu viel oder zu wenig Schlaf."
Oft hilft es Patienten, einen Kopfschmerzkalender zu führen, um Auslöser zu erkennen, sagt Oberarzt Biskupek. Patienten mit regelmäßigen Kopfschmerzen sollten sich von einem Arzt untersuchen lassen, statt ständig Schmerzmittel in immer höherer Dosis einzunehmen. "Dies kann zur Entwicklung eines Medikamenten-induzierten Kopfschmerzes führen", erklärt Biskupek. Kopfschmerz-Patienten empfiehlt der Mediziner, der auch als Experte am Lesertelefon sitzen wird (siehe nebenstehenden Artikel), viel Bewegung, wie etwa Jogging, Nordic-Walking oder Spazierengehen. Dies könne die Symptome reduzieren. "Ausdauersport ist ganz wichtig", sagt Biskupek.