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Die richtige Nase zum Brennen

Opfenbach

Die richtige Nase zum Brennen

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    Die richtige Nase zum Brennen
    Die richtige Nase zum Brennen Foto: beckmann

    Der Geruch lässt keine Zweifel aufkommen: Hier ist Alkohol im Spiel. Gleich beim ersten Schritt durch die Eingangstür der Schaubrennerei Fink entfaltet sich der typische Duft hochprozentiger Flüssigkeiten, die in verschiedenen Reifegraden und Behältern in sämtlichen Regalen und Ecken stehen. "Für das Brennen muss man die richtige Nase haben", sagt auch Herbert Fink. Seit etwa 20 Jahren macht er Schnäpse und Liköre, die er zusammen mit seiner Frau Agnes auf dem heimischen Hof, auf Märkten in der Region und neuerdings sogar über das Internet verkauft.

    Schnaps hat bei Familie Fink eine lange Tradition. Bereits der Urgroßvater hat auf dem Hof im Opfenbacher Ortsteil Heimen das Brennrecht gehabt. Von Generation zu Generation wurde die Lizenz übertragen. Doch erst Herbert Fink war es, der sich so richtig intensiv mit dem Schnapsbrennen beschäftigt hat. Früher war es eher ein Zubrot zur Landwirtschaft, heute ist es ein eigener Geschäftszweig neben der Milchviehhaltung und der Ferienwohnung.

    Herbert Fink ist einer von 600 Mitgliedern im Lindauer Kleinbrennerverband. Laut seiner Auskunft gibt es rund um den Bodensee etwa 3000 Brenner. Ein Beruf, der ihm sichtlich Spaß macht: "Man muss zwar Geduld haben, aber kann richtig kreativ sein", bilanziert er.

    In seiner Schaubrennerei erklärt der 44-Jährige regelmäßig Besuchern, wie Hochprozentiges entsteht: Die meiste Arbeit macht die Maischebereitung. Bei Familie Fink werden jährlich etwa 20 Tonnen Obst zerkleinert, mit Hefe und teilweise Enzymen angereichert und in große Edelstahltanks gepumpt, wo die Mischung etwa vier bis sechs Wochen gärt. Für diesen Vorgang stehen bei Fink rund 35000 Liter Lagerkapazität zur Verfügung. Nach dem Gären geht es an das eigentliche Schnapsbrennen. Und das ist mit großem bürokratischem Aufwand verbunden. Eine Woche vorher muss Fink beim Zollamt schriftlich anmelden, wann und welche Art von Hochprozentigem er herstellen möchte. Dafür hat er werktags zwischen 6 und 20 Uhr Zeit. Und es kann gut sein, dass Zollbeamte unangemeldet in Heimen vorbeischauen und kontrollieren, ob Fink die Vorgaben auch wirklich einhält.

    Das Herzstück des Betriebs ist die 149 Liter fassende Brennerei, ein großer und auf 80 bis 95 Grad erhitzter Kupferkessel, aus dem über verschiedene Stufen in einem etwa dreistündigen Prozess das fertige Produkt gewonnen wird. Am Ende springen etwa fünf bis acht Liter Mittelbrand heraus - "das Herzstück, wegen dem man den Aufwand betreibt", wie Fink es formuliert. Anschließend wird der Mittelbrand je nach Sorte ein bis drei Jahre eingelagert, damit das Destillat milder und runder wird. "Die Konsumgewohnheiten haben sich geändert: Früher musste ein Schnaps so heftig sein, dass er einen schüttelt. Heute wollen es die Leute milder, die Frucht muss man schmecken", erzählt Fink. Nach dem Einlagern wird noch etwas kalkfreies Wasser beigemischt - und fertig sind die Schnäpse und Liköre, die es bei ihm im Laden zu kaufen gibt.

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