Mit einem begeisterten Schrei hüpft Florian an der Mittelstation aus der Sesselbahn. 'Wow, das ist ja wie Beton!' Schon ist er dran an den Nagelfluhfelsen, um daran hochzukraxeln. Doch die runden eingebackenen Kiesel erweisen sich als schlechte Griffe und – pflups – sitzt der Siebenjährige schon wieder auf seinem Hintern. Ein guter Start in einen spannenden Tag. Denn die Nagelfluhkette, die sich Vater Wolfgang und sein Spross für heute ausgesucht haben, ist ein vielfältiges Wandergebiet, welches vor allem auch Kinder und Jugendliche begeistert. Mit dem Zug sind sie am Morgen von Harburg bei Donauwörth angereist. Nach gut zwei Stunden Fahrt war Immenstadt erreicht, dann ging es mit der Mittagbahn nach oben. Ihr Ziel ist es über den Steineberg und Stuiben die Alpe Gund zu erreichen. An der Gipfelstation der Mittagbahn angekommen erwartet sie nicht nur eine grandiose Aussicht über das gesamte Illertal sondern auch eine Tafel, die darüber aufklärt, dass der liebe Gott im Allgäu eben nicht einen Betonkübel ausgekippt hat, sondern ein einzigartiges geologisches Phänomen für die ungewöhnlichen Steinformationen verantwortlich ist. Vor 25 Millionen Jahren wurden aus Fluss-Schotter, Sand- und Mergelschichten mit Hitze und Druck diese buckeligen Felsstrukturen zusammengebacken. Wie Nägelköpfe aus einer alten Schuhsohle schauen die Geröllsteine aus den Felswänden. So entstand der Name Nagelfluh. Nach gut einer Stunde kurzweiliger Wanderung über einen waldigen Grat erreicht man den Steineberg. Abweisende Nagelfluhfelsen verstellen den Weg. Aber ein kleiner Klettersteig und eine Leiter machen den direkten Aufstieg zum Gipfel möglich. Wer nicht kraxeln möchte, wählt den sanfteren, ausgeschilderten Weg, doch Flo will das Abenteuer. Wie von Papa gelernt hängt er sein Klettersteigset ein und kraxelt flugs nach oben. Seine Augen strahlen. Das ist schon was anderes als die üblichen öden Wanderungen. 'Das ist das Highlight des Tages', meint auch Papa Wolfgang. Der Klettersteig sei nicht schwer und genau richtig für seinen Spross, erklärt er oben am Gipfelkreuz. Da schmeckt die Brotzeit, bevor es weiter geht in Richtung Stuiben. Immer den Grat entlang, mal auf gutem Weg, mal luftig, mal im Nagelfluhfels leicht abkletternd führt der Weg über die Bergkette. Links geht der Blick ins Gunzesrieder Tal und zu den Oberstdorfer Bergen, rechts nach Norden in die Hügelketten des Unterlands. Da habe Gott schon ein herrliches Fleckchen Erde geschaffen, freuen sich einige Wanderer aus Norddeutschland und können sich kaum satt sehen. Nach zweieinhalb Stunden abwechslungsreicher Wanderung ist die Alpe Gund erreicht. Für Flo gibt es ein Spezi, sein Papa bestellt sich bei den Wirtsleuten Kathrin und Bene ein Weizen und einen leckeren Zwetschgendatschi. Schließlich braucht man auch noch Kraft für den Abstieg nach Immenstadt.
Kurz informiert
Die Tour Wanderungen auf der Nagelfluhkette können in Länge und Schwierigkeitsgrad problemlos variiert werden. Auch noch während der Wanderung. So sind Abstiege von Mittag,Bärenkopf, Steineberg ins Gunzesrieder Tal möglich und von dort die Rückfahrt mit dem Bus. Die Wanderung kann aber auch bis zum Hochgrat bei Oberstaufen/Steibis ausgedehnt werden. Für konditionsstarke Wanderer an einem Tag gut machbar, ansonsten ist eine Übernachtung auf der Alpe Gund empfehlenswert.Der Klettersteig am Steineberg kann auf dem ausgeschilderten Normalweg umgangen und somit der Gipfel ohne Klettern erreicht werden. Obwohl als Klettersteig kurz und nicht schwer, ist ein Klettersteig-Set zur Sicherung sinnvoll.Der Ausgangspunkt Immenstadt als Ausgangspunkt lässt sich hervorragend mit dem Zug erreichen. Die Mittagbahn ist nur 10 Minuten vom Bahnhof entfernt.Alpe Gund Seit Mai diesen Jahres ist auf der Alpe Gund ein neues Pächterpaar. Kathrin und Bene servieren Brotzeiten, Kuchen und Getränke und man fühlt sich bei den beiden sofort wohl. Öffnungszeiten und Übernachtungsmöglichkeiten sind gleich geblieben: Im Sommer durchgehend geöffnet, allerdings am Donnerstag und Sonntag ab 17 Uhr geschlossen. Übernachtungsmöglichkeit gibt es in 31 Lagern. Ideal wenn man am nächsten Tag die Nagelfluhkette weiter in Richtung Hochgrat überschreiten möchte. Anmeldung unter Tel. 08323/ 4921.