Sie hat vor 22 Jahren im richtigen Moment Ja gesagt. Nur zwei Tage hatte Uta Brunnhuber Bedenkzeit, als ihr das Amt als Leiterin der Volkshochschule Marktoberdorf angetragen worden war. Und sie hat dies keinen Tag bereut, sagt die 73-Jährige rückblickend. Viel Unterstützung habe sie von Anfang an von ihrem Team erfahren.
Ihr Vorgänger Horst da Rocha-Schmid hatte sich für keine weitere Amtsperiode zur Verfügung gestellt. Uta Brunnhuber sprang in die Bresche. Nach 22 Jahren, in denen sie die VHS ehrenamtlich leitete, gibt sie nun ihrerseits dieses Amt auf. Eine Nachfolgerin, Angela Isop, ist bereits gefunden (nebenstehender Bericht). Sie wird die Zweidrittelstelle zum 1. Oktober hauptamtlich antreten. Finanziert wird die Stelle teils durch einen Zuschuss der Stadt, teils von der Volkshochschule.
Zwei Besonderheiten prägen die Ära Brunnhuber bei der Volkshochschule Marktoberdorf. Zum Einen ist es sehr selten, dass Vorsitz und Leitung - wie bei ihr - in einer Hand liegen: In der Regel sind Vorsitz und Leitung personell getrennt. Zum Zweiten werden Volkshochschulen in dieser Größe in der Regel hauptamtlich geleitet. Beides wird nun auch in Marktoberdorf Normalität.
Viel hat sich in den 22 Jahren verändert, in denen Brunnhuber an der Spitze der VHS arbeitete. Die Zahl der Angebote stieg von 120 auf 180. Dabei musste man das Ohr am Puls der Zeit haben: Immer mehr Computerkurse hielten seit 1989 Einzug ins Programm. Das gewachsene Bewusstsein für die gesundheitliche Vorsorge galt es, zu beachten, und auch das Angebot an Sprachkursen explodierte. Die beruflichen Anforderungen ließen die Nachfrage steigen. Und seit 2009 wird das Lernen nach einem individuellen Stundenplan ("Free-learning") angeboten.
Viel Wissensdurst gestillt
Eine neue Dimension nahm auch der Wissensdurst über Geschichte, Musik und gesellschaftliche Themen an. Auch der Faktor Geselligkeit spiele eine immer größere Rolle. "Viele Menschen leben heute allein und suchen den Kontakt mit Gleichgesinnten", meint Brunnhuber. Bei der VHS finden sie sich. Allerdings sei in der jüngsten Vergangenheit auch zu spüren, dass Privathaushalte ihr Geld stärker zusammenhalten müssten. Haben sich Frauen und Männer zuvor für vier oder fünf Kurse eingeschrieben, wählten sie heute stärker aus.
Nicht nur im Kursangebot, auch bei der Organisation galt es in den vergangenen zwei Jahrzehnten viele Neuerungen zu meistern: Auch hier eröffnete der Einzug des PCs neue Möglichkeiten. Die langen Schlangen bei der Einschreibung fallen weg. Ein Drittel der Anmeldungen kommt übers Internet herein. Das Angebot kann seit 2009 auch über die Website eingesehen werden.
In der Ära Brunnhuber ist die VHS vom Rathaus in die Salzstraße gezogen, "wobei wir heute schon wieder aus allen Nähten platzen", meint sie. Ihr Traum wäre, die VHS im jetzigen Gesundheitsamt am Marktplatz unterzubringen, sobald es mit der Fertigstellung des Landratsamtsumbaus frei werde. Der Raumnot, auch beim Angebot von Vormittagskursen für Senioren, wäre damit Einhalt geboten. Ebenfalls in der Ära Brunnhuber bekam die VHS im ehemaligen Kloster eine eigene Küche.
Höhepunkte ihrer Tätigkeit, so erinnert sich Uta Brunnhuber zurück, seien die vielen VHS-Reisen gewesen, die sie oft selbst begleitete. "Es sind immer ganz tolle Gruppen gewesen." Mit ihnen erkundete sie unter anderem die neuen Bundesländer, Usbekistan und Armenien. "Dahinter stand auch immer die Idee, zu anderen Menschen hinzuführen", sagt Brunnhuber.
Nachdem sie vor zweieinhalb Jahren ihre politischen Ämter aus gesundheitlichen Gründen aufgab, gibt sie nun auch die VHS-Leitung ab. Als Vorsitzende und auch als Reisebegleiterin bleibt sie aber der VHS und ihrem Team weiter verbunden. (sg)