Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Die Käserschule im Tante-Emma-Laden

Allgäu

Die Käserschule im Tante-Emma-Laden

    • |
    • |

    Konzept für Leben auf dem Land: Im 'Thaler Dorfhaus' ist alles unter einem Dach. Von Jürgen Stöcker Oberstaufen-Thalkirchdorf Udo Jürgens widmete ihm einst ein Lied: dem 'Tante-Emma-Laden an der Ecke ' Es war wohl eher ein Grabgesang, denn aus den Dörfern sind die oft nur wenige Quadratmeter großen, bis unter die Decke mit Waren vollgestopften Geschäfte fast restlos verschwunden. Anders im Oberstaufener Ortsteil Thalkirchdorf. In der 1800-Seelen-Gemeinde können Einheimische und Gäste von frischen Semmeln über Zeitungen bis hin zu Käse und Wein schon ab morgens um sieben endlich wieder einkaufen, was das Herz begehrt.

    Möglich machte das die pfiffige Idee des 34-jährigen Architekten Felix Schädler. Damit ein solcher Laden wirtschaftlich überhaupt existieren kann, baute er das 'Thaler Dorfhaus' und schuf damit eine Attraktion in der Ferienregion.

    Das altehrwürdigen Nachbargebäuden wie dem Hotel 'Traube' harmonisch angepasste 'Dorfhaus' ist ein kulinarisches Erlebnisparadies: Augenweide und Gaumenfreude zugleich! Der mit Ziegelsteinen gepflasterte Eingang führt in die 'Sennstube', wo den Besucher eine offene Feuerstelle mit großem Kupferkessel einstimmt. Sogleich richtet sich der Blick auf die verglaste Schaukäserei. Erstmals seit langer Zeit produzieren Thalkirchdorfer wieder eigenen Käse. Täglich verarbeiten sie hier 500 Liter Milch, angeliefert von heimischen Bauern.

    Attraktion im Kellergewölbe

    Auch Laien können sich als Käser versuchen. Im Kellergewölbe, ausgemauert mit wuchtigen Felssteinen, ist an einem schweren Holztisch Platz für zehn Personen. Für jede von ihnen steht ein kupfernes Gefäß bereit. Und im Handumdrehen können Einheimische und Urlauber unter fachkundiger Anleitung ihren eigenen Käse herstellen und nach eineinhalb Stunden mit nach Hause nehmen. 'Meist dauert\'s länger, weil bei Wein, Bier oder Milchgetränken das richtig zelebriert wird', weiß der bekannte Oberallgäuer Gastronom Georg Schädler zu berichten, ein Onkel des Dorfhaus-Architekten. In der 'ersten Käserschule' drückte auch schon Landrat Gebhard Kaiser die Bank, obwohl er als gelernter Käser ja vom Fach ist . . .

    Gäste, die sich lieber bedienen lassen möchten, kehren in den beiden gemütlichen holzvertäfelten Stuben ein, wo sie es sich zwischen alten Bauernmöbeln an Großmutters Tisch gut gehen lassen. Wobei den meisten regionale Käsespezialitäten am besten munden ­ wie der gebackene Dorfkäse in Haselnusskruste mit Feigensenf: Kreationen aus der Küche des Pächterehepaars Heike und Paul Danner. In Gesellschaft feiert es sich bestens bei Raclette und Käse-Fondue.

    Architekt Schädler ist vom Erfolg seinen Konzepts überzeugt: 'Erst die Gesamtheit des Angebots, vom Geschäft über die Käserschule bis zur Gaststätte, macht ein solches Objekt auch in einem kleinen Dorf finanzierbar.' Schädler selbst kann sich auf der stilvollen Terrasse mit Brunnen jederzeit von seiner Arbeit entspannen. Hat der gebürtige Thalkirchdorfer doch gleich sein Architekturbüro im Dorfhaus eingerichtet. Und wer sich vor dem Ausgehen noch ein wenig chic machen möchte: Einen Friseursalon gibt\'s ebenfalls unter dem Dach des Dofhauses.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden