Nach ihren Vorstellungen kleideten sich die Promis Friesenried (fro). Champagner, 50 Dosen Delikatessen und Sushi in großen Mengen: Das waren die Utensilien, mit denen das Lifestyle-Magazin 'Wiener' Ende der Achtzigerjahre das Leben der Yuppies illustrierte. Und Nani Stallmann war als Stylistin mittendrin. Die heute 45-Jährige aus Friesenried arbeitete damals in München. Und bei dem 'Wiener'-Projekt war sie gleich auch für die Entsorgung zuständig. 'Das war für unsere Wohngemeinschaft sehr schön. Da niemand die Dekoration wollte, konnten wir tagelang Delikatessen essen', erzählt sie.
Ohnehin sei es damals eine 'wilde Zeit' gewesen. Zur Lifestyle-Dokumentation flog sie nach New York und besuchte schicke Nachtclubs, für Fototermine kam sie mit Doris Dörrie, Desiree Nosbusch oder Michael Groß zusammen, in der Wohngemeinschaft ihrer Freundin wohnte Sönke Wortmann, und ansonsten traf man sich in Konstantin Weckers Kneipe.
Stallmann wurde bei Frankfurt geboren und besuchte dort eine Modeschule. Danach hatte sie kurz einen Laden für Wolle und Leder, bevor sie nach München zog. Zunächst war sie Kostümassistentin bei der Mike-Krüger-Show 'Vier gegen Willi'. 'Der setzte zwar klar seine Vorstellungen durch, war aber ohne Allüren und sehr nett.' Für neue Spiele-Ideen wurde sie damals sogar nach Los Angeles geschickt.
Danach machte sich Stallmann selbstständig. Sie arbeitete als Kostümbildnerin für Regisseure und Schauspieler, als Stylistin in der Werbung und für Magazine. Eine Serie über Kindheitsträume von Prominenten blieb ihr in besonderer Erinnerung: 'Günther Jauch wollte Profi-Fußballer werden. Ich besorgte ihm ein Fußballdress aus den Fünfzigerjahren und einen alten Ball. Jauch war damals aber langweilig und humorlos.' Weitere Prominente waren Uwe Ochsenknecht - er wollte 'Neger' werden - und Jürgen Klinsmann. Der Schwabe stand noch am Beginn seiner Karriere. 'Er war sehr schüchtern', erinnert sich Stallmann. Als Musketier d'Artagnan machte er aber eine gute Figur.
Was sie naturgemäß von Ottfried Fischer nicht sagen kann. Für eine Reportage wurde er als voluminöser Dieb in einem Feinkost-Laden gestylt. 'Aber er konnte über seine Figur lachen.' Ernsthafter ging es bei Niki Lauda zu. Nani Stallmann besuchte den früheren Formel-1-Piloten und Fluglinien-Besitzer in Wien. 'Er galt als reserviert und kühl, da hatte ich schon etwas Respekt. Aber er trug dann alles, was ich wollte. Sogar seine Werbe-Mütze setzte er ab und dafür einen Hut auf', erzählt sie.
Zu ihrer Münchner Zeit zählt auch die Bekanntschaft mit Sönke Wortmann, dem bekannten Filmregisseur. Der lernte noch an der Filmhochschule und wohnte in einer WG mit Stallmanns bester Freundin. 'Er jobbte als Taxifahrer. Ein eher introvertierter, aber auch lockerer Typ. Beim Filmemachen hat er sich verwandelt, war ein fleißiger Arbeiter und hat seine Ideen konsequent verfolgt', erzählt Stallmann. Sie half bei Wortmanns erstem Film '3D' als Kostümbildnerin - und in 'Szenen einer Ehe' hatte sie zudem eine kleine Rolle. Später fertigte sie zusammen mit einer Freundin für Wortmann und zwei seiner Bekannten maßgeschneiderte Smokings, als diese zu den Filmfestspielen nach Cannes geladen waren.
Nachdem das erste von drei Kindern gekommen war, zog sie mit ihrem Mann nach Friesenried. 'Es war eine schöne Arbeit, weil ich gerne mit Leuten zusammen bin und Kleider mache', resümiert sie. Losgelassen hat sie die Arbeit allerdings nicht: So schneidert sie für eine Voltigiergruppe und für das Tänzelfest Kostüme und entwirft professionelle Unikate.