"Einen völlig offenen Raum" schuf Heinz Klein am ersten Juni 2007. Neben seinem Gebrauchtwarenladen Neufundland in der Immenstädter Rothenfelsstraße eröffnete er Artland, eine Straßengalerie. Das Konzept: Kunstschaffende aus der Region erhielten für sechs Wochen den Schlüssel für den Raum mit dem riesigen Schaufenster. Kostenlos. Sie gestalteten die Galerie nach ihren Vorstellungen und stellten ihre Arbeiten aus. Wurde ein Werk verkauft, bekam Klein eine Provision. Bis heute haben 24 Künstler ihre Arbeiten präsentiert. Ende September muss Neufundland und damit auch Artland schließen. Denn das Gebäude wird abgerissen.
Die Idee für den Ausstellungsraum kam beim Kaffeetrinken mit Freunden. "Ich wollte keine elitäre Ausstellung", erinnert sich Klein. Jeder sollte die Chance bekommen, seine Werke zu zeigen. Gleichzeitig wurde durch das große Schaufenster die Kunst sozusagen direkt zu den Passanten auf dem Bürgersteig transportiert: eine Straßengalerie eben.
Im Laufe der Zeit konnten Fußgänger die verschiedensten Werke begutachten: Fotografien, Marionetten, Bilder, Skulpturen, bäuerliches Handwerk. Neben bekannten Kreativen wie Elisabeth Geduld oder Tomislav Paunkovic erhielten auch Künstler, die noch nie eine Ausstellung hatten, eine Plattform, um ihre Werke zu zeigen. "Es war eine tolle Mischung", erinnert sich Heinz Greiner. Seine Fotografien wurden bei der Eröffnung der Galerie präsentiert. "Eine Ausstellung zu machen, motiviert ungemein," sagt er.
Vor allem, da später auch lokale Größen die Galerie nutzten. Malerin Elisabeth Geduld meint: "Das war schon eine tolle Sache." Dass die Bedingungen nicht professionell waren, sei nicht so schlimm.
Befragt man Passanten, die vor Artlands Schaufenster stehen, stößt man ebenfalls auf positive Resonanz. "Mir gefällt gut, was hier gezeigt wird", sagt beispielsweise Juliane Tetzner aus Immenstadt.
Bis Ende des Monats stellt Sonja Beck aus Blaichach ihre Werke aus. Sie wird die letzte Künstlerin sein, die den offenen Raum für Kreative nutzt. Im Oktober wird das Gebäude abgerissen und muss Wohnungen und Praxisräumen weichen.
Wie geht es weiter für Neufundland und Artland? Heinz Klein suchte neue Geschäftsräume in Immenstadt. "Aber die Mietpreise sind einfach unbezahlbar für mich."
Fünf Arbeitsplätze gehen verloren
Fünf Arbeitsplätze gehen mit der Ladenschließung verloren. Die Waren, die im Neufundland verkauft wurden, stammen aus Wohnungsauflösungen. "Es tut weh, Sachen wegzuwerfen, die eigentlich noch in sehr gutem Zustand sind", sagt Klein und schüttel den Kopf.
Der 62-Jährige appelliert an die Immenstädter Gewerbetreibenden, in ihren Schaufenstern der Kunst einen kleinen Platz einzuräumen. Sein Argument: Touristen und Bürger könnten beim Stadtbummel Kunstwerke in den verschiedenen Geschäften bewundern. Es wäre eine zusätzliche Werbung für die Läden und auch unbekannte Künstler hätten weiterhin die Chance, ihre Arbeiten in der Stadt auszustellen.
Klein: "Die Idee Artland darf nicht sterben."