Von Markus Bär, Kaufbeuren/Ostallgäu - Ziemlich umstellen müssen sich seit dem 1. Juli viele Menschen, die Medikamente bekommen: Durch eine neue gesetzliche Regelung sind Apotheker verpflichtet, bei bestimmten Medikamenten ein Produkt aus dem unteren Preisdrittel auszugeben. Diese 'Aut-Idem-Regelung' (lat. etwa: 'oder gleich') soll helfen, Kosten zu sparen. Die Neuerung habe an der Ladentheke zum Teil für erstaunte Gesichter gesorgt, so Dr. Oskar Kronschnabl, Sprecher der Kaufbeurer und Ostallgäuer Apotheker. 'Durch Gespräche konnten aber in der Regel Bedenken von Patienten ausgeräumt werden.' Beispiel Aspirin: Das weltberühmte Medikament, vor rund hundert Jahren erfunden von der Firma Bayer, gilt als bewährtes Mittel, ist aber nicht gerade das billigste seiner Art. Viele Pharmafirmen geben ebenfalls Aspirin heraus, nur unter anderen Namen - und günstiger. Der Wirkstoff ist aber der gleiche. 'Viele Menschen sind allerdings an ein bestimmtes Medikament gewöhnt', so Kronschnabl. Da könne Psychologie eine Rolle spielen. 'Auch früher haben wir unsere Patienten im gegebenen Fall darauf aufmerksam gemacht, dass es günstigere Medikamente mit der gleichen Wirkung gibt.' Da habe sich der Patient aber überlegen können, ob er nun das günstigere nimmt, oder ein paar Mark oder Euro für ein teuereres auf den Tisch legt.
'Neu ist nun, dass man diese Wahl in bestimmten Fällen nicht mehr hat.' Wenn der Arzt es nicht ausdrücklich auf dem Rezept ausgeschlossen hat, ist der Apotheker laut Gesetz zur 'Aut-Idem-Regelung' verpflichtet. Und dann muss der Patient das günstigere Mittel nehmen. Sind nun günstigere Medikamente genauso gut, wie die teuereren? Das gelte insbesondere bei den Herstellern oft als Streitpunkt. 'Keine Unterschiede gibt es eigentlich bei den Wirkstoffen, die oft nur von einer einzigen Firma hergestellt und dann an die vielen Pharmafirmen weiter verkauft werden.' Trotzdem gebe es gelegentlich Unterschiede. 'Das liegt an den Hilfsstoffen, die gebraucht werden, damit sich beispielsweise eine Tablette im Magen auflöst.' Durch diese Hilfsstoffe gebe es von Produkt zu Produkt Unterschiede in der so genannten Bioverfügbarkeit. Diese gibt Aussage darüber, wie schnell zum Beispiel ein Mittel im Körper wirkt. 'Die Unterschiede sind im Prinzip nicht dramatisch', so Kronschnabl. Aber manche Patienten spürten sie trotzdem. 'Einige kommen und sagen, dass neue Mittel hilft bei mir nicht so gut, obwohl es das gleiche ist.' Andere wiederum bekämen beispielsweise Bauchweh. 'Jeder Mensch ist halt ein bisschen anders', erklärt der Apotheker. Etwas kritisch sieht Kronschnabl, ob durch die neue gesetzliche Regelung wirklich Kosten eingespart werden können: 'Da ist meiner Meinung nach nicht so viel Potenzial drin.' Außerdem hätten die Apotheker, wie gesagt, auch schon früher versucht, Patienten zur Einnahme eines günstigeren Medikamente zu bewegen.