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Die Fußball-Legende, der Nachdenkliche, der Polterer

Kempten

Die Fußball-Legende, der Nachdenkliche, der Polterer

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    Uli Hoeneß gibt Lebenserfahrungen preis. Der Mann ist eine lebende Fußball-Legende, einst begnadeter Spieler, heute Manager mit 300-Millionen-Umsatz, sozial engagiertes Oberhaupt der FC Bayern-Familie, aber auch Mensch mit beängstigenden emotionalen Ausrastern. Von diesem Leben wollen nicht nur Fans erfahren. Und so ist die große Basilika St. Lorenz voll, als der 57-Jährige dank der weit verzweigten Kontakte von Ex-Finanzminister Dr. Theo Waigel als "Der besondere Gast" von Stadtpfarrer Dr. Michael Lechner nach Kempten kommt. Natürlich ist das Leben eines Uli Hoeneß interessant. Aber da war doch noch etwas anderes. Echte Fans des FC Bayern fiebern dem morgigen Samstag entgegen, obwohl Wolfsburg die Meisterschale schon so gut wie sicher hat.

    Die Kemptener Jugendfußballer Daniel und Chris haben zwar ein wenig Angst davor, dass sich Hoeneß - wie so manches Mal der FC Bayern - arrogant gibt und sie abblitzen lässt. Doch dann finden sie es nur noch "krass" und "toll", dass er sich vor seinem Vortrag in der Kirche ernsthaft auf sie einlässt und bei seinen Gedanken zum Samstag auch Einblicke in in sein Seelenleben zulässt.

    "Nicht mehr gepasst"

    "Haben die Bayern Trainer Felix Magath vor zweieinhalb Jahren zu früh in die Wüste geschickt, immerhin wird er jetzt ja mit Wolfsburg?" Hoeneß überlegt intensiv, dann kommt es ruhig: "Ich wäre der erste, der ihm gratuliert." Man verstehe sich, es habe damals "einfach nicht mehr gepasst". Übergangslos beginnt er, Daniel und Chris von seinem persönlichen Verhältnis zu den verschiedenen Bayern-Trainern zu erzählen.

    Und von Ottmar Hitzfeld zu schwärmen. "Wenn Du Dich mit einem gut verstehst, dann kann man nach einem Spiel bei zwei Glas Wein alles Entscheidende bereden." Magath trinke nur Tee, und Jürgen Klinsmann, na ja, Jürgen Klinsmann nur Mineralwasser.

    Abschließend gibt Hoeneß den beiden Jugendlichen etwas mit auf den Weg: "Wie es auch ausgeht, eine einzelne Saison, irgendein einzelnes Ereignis, darf man nie zu hoch hängen." Minuten später in der Kirche sagt er das ganze den Hunderten Besuchern mit etwas anderen Worten: "So wie die Situation des FC Bayern ist, wäre für Samstag göttlicher Beistand angebracht."

    Womit Uli Hoeneß beim Glauben angelangt ist. Damit verbindet er vor allem "Nächstenliebe". Es sei einfach, einem Spieler, der mehrere Tore geschossen hat, auf die Schulter zu klopfen. Wichtiger aber sei, zu denen zu halten, die Probleme haben, nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch in der Familie. Oder frühere Spieler soweit wie irgend möglich zu unterstützen, "wenn sie von der Rolle sind".

    Die zentralen Lebenserkenntnisse eines Uli Hoeneß? "Klare Vorstellungen von dem zu haben, was man will." Und: "Überhaupt nicht leiden kann ich, wenn jemand sagt, das geht nicht."

    Uli Hoeneß über den Polterer Uli Hoeneß: Den gibt es nur beim Thema Fußball. Überhaupt, wie er ansonsten so sei, verbirgt er am liebsten: "Das wissen nur meine Familie und Freunde." Nach seinem Vortrag blitzt es dann aber doch auf, wie er so ist. Als Gerhard Hock vom Landwirtschaftsamt Kempten vorsichtig anfragt, ob der FC Bayern eine für Herbst geplante Aktion für die notleidenden Allgäuer Milchbauern unterstützen kann, dreht Hoeneß auf dem Weg zum Ausgang nochmals um. Er grübelt ein wenig und sagt spontan zu, ein Gespräch mit den Lidl- und Aldi-Chefs zu vermitteln, die er gut kennt.

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