'Es läuft schwierig, aber es läuft' Haldenwang/Lauben (ell). Eine Liebesheirat war es nicht unbedingt, die die beiden katholischen Pfarreien Haldenwang und Lauben-Heising zusammenführte. Schließlich muss sich die neue Pfarreiengemeinschaft seit Oktober letzten Jahres einen Geistlichen teilen, nachdem zuvor jede Pfarrei ihren eigenen Seelsorger hatte. Doch langsam scheint zusammenzuwachsen, was sich nicht zusammengehörig fühlte.
Der 42-jährige Pfarrer Stefan Gilg, der im Oktober in Haldenwang eingeführt wurde, sah sich vor keine einfache Aufgabe gestellt: 'Natürlich wurde es von den beiden Gemeinden als Verlust gesehen, dass nicht mehr jede einen Pfarrer hatte', war er sich der Skepsis bei den Gläubigen bewusst. Schließlich waren ja auch konkrete Verluste für die Pfarreien die Folge dieser Sparmaßnahme durch die Diözese Augsburg: nur noch halb so viele Gottesdienste wie bisher, längere Wartezeiten für Taufen oder Hochzeiten, nicht mehr die gewohnten Uhrzeiten bei Sonntags- oder Abendmessen, an Weihnachten gar einmal gar kein Gottesdienst in Heising.
'Das war ein Fehler, aus dem wir gelernt haben', blickt Stefan Gilg auf diesen letzten Kritikpunkt zurück. Jetzt werde darauf geachtet, dass an den hohen kirchlichen Feiertagen auf jeden Fall in jeder Gemeinde der Pfarrgemeinschaft eine Messe stattfindet. 'Wir befinden uns eben noch im ersten Jahr der Gemeinschaft, ein Jahr des Experimentierens', erläutert er. Dafür, dass erst sechs Monate vergangen sind, habe sich das Miteinander von Lauben-Heising und Haldenwang-Börwang aber doch schon gut entwickelt, finden der Geistliche und Gemeindereferentin Verena Rüger.
Sie stellen vor allem auch die Chancen in den Mittelpunkt, die sich durch die Gemeinschaft ergäben: Eine ganze Reihe von Angeboten der Kirche sei für eine einzige Gemeinde gar nicht realisierbar, meint Verena Rüger und denkt dabei etwa an den Jugendchor, für den Haldenwang allein nicht mehr genug Nachwuchs zu bieten hatte, oder an den Tanzkreis, der eine gewisse Mindestanzahl von Teilnehmern braucht. Auch Familien- oder Jugendgottesdienste lohnten sich erst jetzt, nach dem Zusammenschluss.
Während sich die jungen Leute mit den neuen Gegebenheiten, die sich durch Priestermangel und Kirchensteuer-Rückgang erklären, eher anfreunden können, haben nach den Erfahrungen der Laubener Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Elisabeth Königsberger vor allem ältere Gläubige Schwierigkeiten mit der Umstellung: 'Jungen Familien kommt es entgegen, dass die Messe jetzt im Wechsel mit Haldenwang alle zwei Wochen erst um 10.30 Uhr anfängt. Für diejenigen, die danach zum Stammtisch wollen, ist das zu spät.' Vor allem aber Senioren, die nicht Auto fahren, kämen schwer zurecht. Doch die 'Zwangsehe' fordere nun mal Zugeständnisse, meint Elisabeth Königsberger und zieht ihr Fazit: 'Es läuft schwierig, aber es läuft. Es braucht halt Zeit und die Bereitschaft mitzumachen.'
Diese Ansicht teilt ihre Kollegin des Haldenwanger Pfarrgemeinderats, Anneliese Waldmann. Sie sieht es jetzt als ihre Aufgabe an, einerseits die gewohnten Traditionen ihrer Pfarrei wie etwa das Leonhardsfest weiterzuführen. Andererseits sollte der Blick offen bleiben für die Chancen des Zusammenwachsens und der Vernetzung in langsamen Schritten. Dass es für die insgesamt über 5000 Katholiken der beiden Gemeinden erst einmal ein Schock war, den jeweils eigenen Pfarrer zu verlieren, sei schließlich verständlich. Aber den Einbußen stünden doch auch Entwicklungsmöglichkeiten gegenüber, meint sie.