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Die Frauen nennen ihn Prince

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Die Frauen nennen ihn Prince

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    Die Frauen nennen ihn Prince
    Die Frauen nennen ihn Prince Foto: boxler

    Von Heiko Wolf| San José/Marktoberdorf Kaminkehrer in Marktoberdorf, Kellner auf Bahamas-Kreuzfahrten, Bratwurst-König in Kalifornien: Albert Spieß, der vor 20 Jahren nach Amerika zog, hat schon viel erlebt. Dabei war ihm das sprichwörtliche Glück des Schornsteinfegers hold, wie der 56-jährige Lebemann beteuert. 'Alles hat gut geklappt', sagt 'Prince', der zurzeit zu Besuch in seinem 'geliebten Marktoberdorf' weilt.

    Immer wieder entscheiden sich Deutsche, im Ausland zu leben. In der Serie Ostallgäuer in aller Welt schreiben wir in loser Folge über Menschen, die aus dem Raum Marktoberdorf in die Ferne gezogen sind.

    Nach der Kaminkehrer-Meisterprüfung wechselte Spieß 1976 - noch in der Heimat - in die Gastronomie, 'schmiss' die 'Schwemme' (einst Gasthof 'Engel') an der Rauhkreuzung. 1984 eröffnete er mit seiner ersten Frau den 'Fidelius' in Neugablonz. Als die Ehe in die Brüche ging, flog er mit einem One-Way-Ticket über Miami nach Brasilien: 'Das war mein Traum.'

    In Rio de Janeiro 'versüßte' sich Spieß - nach seiner eigenen Schilderung - den Abschiedsschmerz vom Allgäu mit 'feurigen Brasilianerinnen'. Die Frauen hätten ihm den Namen 'Prince' gegeben, der jetzt sein Rufname ist und auf den damaligen Monaco-Prinz anspielt. In Rio schwang der 'Grill'-Turniertänzer das Tanzbein - bis nach sechs Monaten sein Visum ablief. Als er am Strand von Miami den Schiffen nachsah, sei in ihm ein neuer Traum gereift: Mit auf Koch und Kellner 'umgestellten' Lebenslauf bewarb er sich als Kreuzfahrtschiff-Kellner. Bei mehreren Schiffslinien arbeitete er sich bis zum Oberkellner und 'Maître d’hôtel' im Fünf-Sterne-Restaurant hoch. Auf See lernte er seine jetzige Frau Sharon aus Ohio kennen, die er 1993 heiratete und mit der er in die USA ging.

    Sein Riecher für gute Geschäfte meldete sich dann in San José, wo es ihm auch der - kalifornische - weiß-blaue Himmel antat. Dort, 70 Kilometer südlich von San Francisco, ließ er sich erst als Kellner nieder. Heute stellt sein portugiesischer Freund Fernando Martin in einer kalifornischen Wurstfabrik für ihn bayerische Bratwürste her. 'Rote Rinds- und weiße Kalbsbratwürste nach meinem eigenen Rezept', so Spieß. Daneben kümmert er sich als verantwortlicher 'Packing Contractor' bei einem Großunternehmen um Firmenumzüge.

    Mit seiner Bavaria Bratwurst Company klappert Prince Spieß in den USA Autorennen, Oktoberfeste und Großveranstaltungen ab. Aber nicht nur beruflich pflegt er mit Haut und Haaren den Heimatkontakt. Als Tätowierung prangt der bayerische Löwe auf seiner Schulter, die Liebe zu MOD fährt er auf dem Nummernschild spazieren (Foto). Und mindestens einmal im Jahr besucht der Marktoberdorfer, der als Sohn von Klaus und Elisabeth Spieß-Reichenbach in der Von-Schaden-Straße aufwuchs, für mehrere Monate das Ostallgäu. Hier feiert er Fasching, hier tankt er Energie, lebt sich aus, sagt Spieß, der den Zusammenhalt hier lobt: Noch immer kenne ihn jeder. Franz und Sieglinde Lang beherbergten ihn 'wie einen eigenen Sohn'. Seine Mutter Elisabeth besucht er täglich im Gulielminetti-Altenheim.

    'Ich liebe Amerika, aber meine Heimat ist hier', sagt Spieß. Vieles, was Spaß mache, sei im Land der unbegrenzten Möglichkeiten verboten: Dort könne man weder 'einfach in einen Weiher hupfen' noch unbehelligt ein Bier auf der Straße trinken. 'Wenn wir hier in der Kneipe zum Singen anfangen, schmeißt der Wirt eine Lokalrunde. In Amerika holt er die Polizei'. Doch liebten die Amerikaner Jungunternehmer: In Germany komme man als Selbstständiger nicht so leicht auf die Füße.

    Mit seinem US-Verkaufsschlager möchte er es aber nun auch hier krachen lassen: Beim Gaudiwurm will er - mit Musik und Fanachtsbier - seine Bratwürste verkaufen. Spieß ist nicht der einzige Ostallgäuer, der in Amerika eigene Würstchen brät: Metzger Reinhold Lutz etwa wanderte nach Kanada aus . . .

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