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Die Familie in Josefs Umhang geborgen

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Die Familie in Josefs Umhang geborgen

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    Der Bildhauer Bruno Lipp aus Hindelang reduziert seine Krippen-Szenen auf das Wesentliche Von Veronika Krull Bad Hindelang Der Bruno würde besser Kühe schnitzen als melken. Als dieser Satz fiel, war Bruno Lipp aus Groß oberhalb von Liebenstein (Bad Hindelang) gerade mal 16 Jahre alt. Er ging seit einem Jahr auf die Schnitzschule in Elbigenalp/Tirol und seinem Lehrer, Professor Rudolf Geisler-Moroder, war recht schnell klar geworden, dass Bruno sozusagen zum Bildhauer geboren war. Der Vater des Buben war nicht sonderlich begeistert. Denn Bruno sollte eigentlich den elterlichen Hof übernehmen. Doch es kam etwas anders Bruno wurde Bildhauer. In der Adventszeit hat der Künstler mit einer viel beachteten Ausstellung von recht eigenwilligen Krippen im Bad Hindelanger Rathaus von sich reden gemacht. Neun Kinder hatten Josef Lipp und seine Frau auf ihrem Bergbauernhof großgezogen und Bruno war dazu ausersehen, in die Landwirtschaft einzusteigen, die ihn auch durchaus interessierte. Allerdings hatte der Bub schon von Kindesbeinen an auch noch andere Interessen. Und daran war der Vater nicht ganz unschuldig. Denn winters saß der Bauer oft in der Küche und schnitzte Heiligenfiguren. Bruno Lipp erinnert sich heute noch gern, wie er als Dreikäsehoch zu seines Vaters Füßen in den riesengroßen Pantoffeln unter dem Küchentisch hockte und mit Hingabe die dünnen Holzspiralen sammelte, die zu Boden fielen. Sie dienten ihm als Spielzeug. Damit war die Leidenschaft für das Gestalten mit Holz geweckt. Später, da muss er 12 oder 13 gewesen sein, hatte der Lehrer in der Hindelanger Volksschule gemeint, die Burschen sollten im Werkunterricht doch mal Kreuze schnitzen.

    Doch das, erinnert sich der 51-Jährige schmunzelnd, war mir zu wenig. Und so hat der Schüler eben noch schnell einen Christus dazu geschnitzt. Er weiß auch noch gut, wie er einem Mitschüler ein Stück Lindenholz, das zum Schnitzen einfach ideal ist, abgehandelt hat. Damals sammelte sein Bruder Konrad ausgestopfte Viecher, und denen hat Bruno dann flugs heimlich einige Federn ausgerupft. Der Mitschüler, der heute übrigens Tierpräparator ist, war hoch erfreut und tauschte gern das Stück Holz aus der elterlichen Drechslerei. Lehrer an der Schnitzschule Nach vier Jahren Schnitzschule in Elbigenalp nahm Lipp dann nach dem Militärdienst ein Studium an der Kunsthochschule Linz auf. Zusammen übrigens mit seiner Freundin und späteren Ehefrau Elisabeth. Nach dem Studium war er selber zwei Jahr lang Lehrer an der Schnitzschule in Elbigenalp, bevor er sich 1979 im Heimatort seiner Frau, in Alkoven bei Linz, als freischaffender Bildhauer niederließ. Aber seine Wurzeln, beteuert der Wahl-Österreicher, ein Cousin des Kunstmalers Kilian Lipp, liegen auch nach so langer Zeit immer noch in Hindelang. Seine Arbeiten sind, wie auch die Krippenausstellung gezeigt hat, durch einfache, aber sehr ausdrucksstarke Linien geprägt. Er bemühe sich, sagt der gläubige Kirchgänger, der sich in romanischen Kirchen wohler fühlt als in barocker Pracht, um die Darstellung des Wesentlichen. So sind seine Krippen häufig reduziert auf die heilige Familie, die er in klaren, fast strengen Formen aus einer halbrund gebogenen Tonplatte herausdrückt oder schneidet. Oder er lässt aus einem fast meterhohen Holzblock mit weichen großzügigen Schnitzschwüngen den Josef mit einem weiten Umhang herauswachsen, in dessen Faltenwurf Maria und das Kind ebenso weich und harmonisch eingefügt sind. Kühe sind in seinen Krippen übrigens eher selten vertreten - aber die Weitsicht seines damaligen Lehrers ist in den 35 Jahren danach mehr als einmal bestätigt worden. Eine der größten und schönsten Krippen Bruno Lipps kann noch bis zum 12. Januar im Rahmen einer Krippenschau im Kneipp-Kurhaus Bartholomäus in Bad Wörishofen besichtigt werden. Telefon 08247/96180

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