Kaum waren die Pforten der Hauptstelle der Kaufbeurer Sparkasse in der Ludwigstraße geöffnet, strömten gestern morgen die Besucher wieder in Scharen zum Berufsinfotag. Diesen hatte der Kaufbeurer Arbeitskreis Schule-Wirtschaft zum 21. Mal veranstaltet. "Die Erfolgsgeschichte geht weiter", meinte denn auch Dritter Bürgermeister Ernst Holy bei der Eröffnung. Unzählige junge Menschen, zumeist Schüler ab zwölf Jahren, informierten sich bei fast 50 Ausstellern über mehr als 100 Berufsbilder. Dadurch, dass im kommenden Jahr sowohl Schüler des letzten G9-Jahrgangs der Gymnasien wie auch des neuen G8-Jahrgangs ihr Abitur ablegen werden, sei mit einem besonderen "Ausbildungszuzug" zu rechnen, betonte der Vorsitzende des Arbeitskreises Schule-Wirtschaft, Winfried Nusser, auch im Namen seines Mitvorsitzenden Rudolf Wisbauer. Nusser, als Vorstandsvorsitzender der Kreis- und Stadtsparkasse auch Hausherr der Veranstaltung, zeigte sich aber zuversichtlich, dass trotz dieser Problematik ein gemeinsamer Weg gefunden werden könnte. Der Ausbildungsmarkt in der Region sei robust. Obwohl eine Wirtschaftskrise ins Land gegangen sei, könne von einer Ausbildungskrise in Kaufbeuren und Umgebung keine Rede sein.
Angesichts der vielen Abiturienten, die im kommenden Jahr erwartet werden, verwunderte es denn auch nicht, dass es ein großes Interesse am Stand der Hochschule Kempten gab. "Tourismusmanagement ist bei vielen Mädchen hoch im Kurs", so Annemarie Zeller von der Kemptener Hochschule. Viel Interesse gebe es aber auch an den beiden neuen Studiengängen Mechatronik und Lebensmittel- und Verpackungstechnologie.
Die Mauerstettener Firma Antriebstechnik Mayr beschäftigt am Heimatstandort 450 Menschen, davon allein 60 Azubis. Für das Unternehmen sei es selbstverständlich, sich beim Berufsinfotag zu präsentieren - obwohl es stets genügend Bewerber gebe, so Gabriele Müller, Leiterin Personal und kaufmännische Ausbildung. Auf die elf Ausbildungen, die im September 2010 beginnen, habe es 280 Bewerbungen gegeben.
Für junge Männer wie Frauen gleichermaßen attraktiv ist offenbar die Bundeswehr. Der Stand der Streitkräfte war gut besucht, von beiderlei Geschlecht. 50 bis 60 Berufe aus dem technischen, kaufmännischen wie auch dem Metall- oder Gesundheitsbereich können bei der Bundeswehr erlernt werden, dazu kommen über 20 Studiengänge, so Oberleutnant Lars Bogott. Wer zur Bundeswehr gehe, müsse sich heute aber darüber im Klaren sein, dass er in gefährliche Krisengebiete abkommandiert werden könne. "Da sollte man nicht blauäugig sein."
Theorie und Praxis zugleich
Mit einer dualen Ausbildung, die gleichzeitig mit einem Facharbeitertitel und einem Studienabschluss in Maschinenbau endet, punktet die Mindelheimer Firma Grob. "Danach haben wir eine ganze Reihe von Anfragen", so Berater Werner Drexel. Dieser Weg sei allerdings nicht ganz einfach. Deshalb zögen es viele vor, "nur" Maschinenbau zu studieren. Dabei gälten jene mit der dualen Ausbildung als "Topleute", die fit sind in Theorie und Praxis.
Des Weiteren waren auch die halbstündigen Fachvorträge des Berufsinfotages gut besucht. Dabei ging es etwa um die Frage, wie man sich richtig bewirbt oder um die Ausbildung bei der Sparkasse - und wieviel man dort als Azubi verdient: 769 im ersten, 830 im zweiten und 891 Euro brutto im dritten Lehrjahr, wie Ausbildungsleiterin Petra Eiben schilderte. Denn der Verdienst spielte an diesem Tag natürlich auch keine allzu kleine Rolle.