Füssen (uai). - Mit Annette Droste-Hülshoff (1797 - 1848) und ihrem berühmten 'Sittengemälde aus dem gebirgigen Westphalen', das ihr Verleger dann 'Die Judenbuche' nannte, bot Sprecher Martin Harbauer bei der 'Lesezeit' im Colloquium seinem Publikum Erinnerung. Und möglicherweise Neuzugang zur ehemaligen Schullektüre. Diese Kriminalnovelle geht auf authentische Begebenheiten zurück und zählt zu den größten Schöpfungen deutscher Erzählkunst des 19. Jahrhunderts. Die Droste, Spross eines uralten Adelsgeschlechtes bei Münster, schrieb Epen und Verserzählungen. Ihre Lyrik ist stark religiös geprägt. Die 'Judenbuche' ist ihr einzig vollendetes Prosawerk. Am individuellen Schicksal des Friedrich Mergel, Sohn eines Trinkers in einem westfälischen Dorf des 18. Jahrhunderts, zeigt Annette Droste-Hülshoff eine verhängnisvolle Entwicklung als Folge einer Störung der menschlichen Gemeinschaft auf. Mergel ermordet schließlich den Juden Aaron, der ihn öffentlich bloßstellte, und flieht. Nach fast 30 Jahren kehrt er als gebrochener Mann zurück. An einer Buche, in deren Rinde auf hebräisch die Worte eingeritzt sind: 'Wenn Du Dich diesem Orte nahest, so wird es dir ergehen, wie du mir getan hast!' richtet sich der Mörder selbst. Die Natur erscheint als Richter und Zeuge. Die eineinhalbstündige Lesung wurde mit großem Beifall bestürmt. Harbauer rezitierte als Zugabe die berühmte Ballade 'Der Knabe im Moor'.
Wer liefert Weihnachtsgedichte?Für die nächste Lesezeit am 5. Dezember forderte Sabine Frey das Publikum auf, selbst mitzugestalten. Interessierte können beliebte Texte oder Gedichte zum Thema Advent oder Weihnachten (fünf bis maximal zehn Minuten) bis eine Woche vorher in der Stadtbücherei abgeben. Martin Harbauer wird die Wünsche berücksichtigen und vorlesen, sofern es jemand nicht selbst tun möchte.