Wenn böhmisch-mährische Blasmusik aus dem Radio erschallt, dann dreht Kfz-Meister Christian Graf gerne mal auf laut. Der 37-Jährige aus dem Weiler Hütten bei Aach kurz vor der Grenze zu Österreich mag einfach den Klang. Vielleicht auch deshalb, weil er ihn selber produziert - in der Musikkapelle Aach. Die Musik der tschechischen Nachbarn nimmt einen gewichtigen Stellenwert im Repertoire der Blasmusiker ein.
Und so ist es auch kaum verwunderlich, dass regelmäßig eine zehnköpfige Vertretung der Kapelle zum "Musikantenball" nach Hodonín fährt, dem Zentrum für mährische Blasmusik. Dort treten verschiedene Formationen auf, doch die "Dramer", so nennt man die Einwohner von Aach, spielen dann nicht etwa mit. "Wir gehen da rein zum Hören", sagt Flügelhornist Graf, seit 2001 erster Vorsitzender. Auch Ulli Feigl, die 36-jährige Angestellte und Trompeterin, gehört zu den Fans der böhmisch-mährischen Blasmusik und bewundert das Werk der "Profis".
Im Oktober muss die Oberstaufnerin noch nicht einmal weit fahren, um original böhmisch-mährische Töne zu hören: Dann ist - bereits zum zweiten Mal - eine kleine Besetzung von "Stibranka" aus der Nähe von Hodonín in Aach zu Gast. "Das hör ich mir schon gerne an", sagt auch Thomas Schoder (27).
Der Bankkaufmann spielt seit der Jahrtausendwende die Tuba und ist ebenfalls Mitglied der "tschechischen Reisegruppe". Aber privat, da ist er ganz ehrlich, zählt die Klangwelt der Böhmen und Mähren nicht zu seinen Favoriten. Er steht mehr auf rockigen Sound, von "Oasis" oder den "Foo Fighters". Und, fügt er hinzu, er sei jedes Jahr mindestens einmal auf einem Rock-Festival.
Und wenn die eigene Kapelle aufspielt? Dann gehört die "Slavonická-Polka" zu seinen Lieblingsstücken. Schoder: "Gefällt mir." Christian Graf lächelt und ergänzt: "Uralt, aber schön." Natürlich spielen die "Dramer" Musiker nicht nur traditionelle Blasmusik, sondern auch moderne Stücke aus Musicals wie "Jesus Christ Superstar", von "Les Humphries" oder der schwedischen Hitmaschine "Abba".
Stimmungsmusik, stellt Dirigent Günther Strauß aber auch klar, "machen wir nicht". Dagegen stehen konzertante Stücke des zeitgenössischen Komponisten Jacob de Haan auf dem Programm, oder auch mal ein Werk von Mozart.
Die rechte Harmonie
Orchesterchef Strauß (61) ist seit drei Jahren im Amt. Der Lindenberger Berufsmusiker, der daheim eine Musikschule betreibt und außerdem zwei Jugendorchester leitet, hat ziemlich genaue Vorstellungen von der rechten Harmonie. So ließ er gleich nach der Übernahme der Kapelle für alle Musiker die gleichen Mundstücke anschaffen - des ausgeglichenen Klangs wegen. Mit der Auswahl der Stücke stellt er das 32-köpfige Ensemble auch immer wieder vor neue Herausforderungen: Da versuche er schon, etwas herauszukitzeln.
Aber für ihn zählt beileibe nicht nur die Leistung. "Es muss der Funke überspringen", betont Strauß. Und so gibt er sich auch bei den Proben locker: "Ich bohre nicht auf bestimmten Stellen rum." Und: "Wenn der Dirigent massig ist - ich könnte es auch nicht ertragen." Es müsse einfach Spaß machen.
Das scheint zu gelingen, denn nicht nur Ulli Feigl hat Freude an den gemeinsamen Übungsstunden und an der Kameradschaft. "Man trifft die Leute, die man schon ewig kennt", gerät Graf schon fast ins Schwärmen. Für ihn sind die Proben eine "Angewohnheit" im positiven Sinn: "Die gehören irgendwo dazu." Und Thomas Schoder schätzt das "Zusammenkommen", aber auch die Möglichkeit, bei dem zweistündigen "Musiktraining" komplett abschalten zu können.
Die nächsten Auftritte der Musikkapelle Aach: am Samstag, 29. Mai, 19.30 Uhr Standkonzert vor dem Gasthof "Adler" in Aach und am Sonntag, 30. Mai, um 10.30 Uhr Frühschoppen im Kurhaus Oberstaufen.