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"Die Diskussionen sind unerträglich"

Memmingen/Unterallgäu

"Die Diskussionen sind unerträglich"

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    "Die Diskussionen sind unerträglich"
    "Die Diskussionen sind unerträglich" Foto: hans honold

    Die Entscheidungen von Papst Benedikt XVI. der vergangenen Tage sorgen auch in Kirchenkreisen in Memmingen und dem Unterallgäu für Diskussionsstoff. Viele Geistliche stellen sich hinter das katholische Kirchenoberhaupt. Nur vereinzelt wird Kritik gegenüber dem Papst laut. Wie berichtet, hat Benedikt XVI. vier exkommunizierte Weihbischöfe der erzkonservativen St. Pius-Bruderschaft rehabilitiert. Unter ihnen ist Richard Williamson, der in einem TV-Interview die Existenz von Gaskammern in deutschen Vernichtungslagern der Nazizeit geleugnet hatte. Mittlerweile hat der Vatikan Williamson aufgefordert, seine Aussagen zu widerrufen.

    "Die Diskussionen in Deutschland sind unerträglich und regen mich maßlos auf. Das hat mir furchtbar wehgetan", schimpft der katholische Dekan Siegbert G. Schindele. Der Papst habe immer klar gegen den Antisemitismus Stellung bezogen. Im Internet könne man zahlreiche Reden von Benedikt XVI. nachlesen, in denen er deutlich macht, wie er zum Holocaust stehe. Was ihm jetzt in die Schuhe geschoben werde, sei unerträglich. "Was kann er denn dafür, wenn dann irgendjemand so einen Müll redet?", fragt sich Schindele im Hinblick auf die Äußerungen von Williamson. Der Papst habe schließlich mit seiner Unterschrift nur ein gutes Zeichen setzen wollen. "Mit was für einem Wurmfortsatz er sich nun auseinandersetzen muss, ist unmöglich.

    " Schließlich müsse er tausende von Schriftstücken unterzeichnen und sich mit ebenso vielen anderen Problemen auseinandersetzen. Er sei froh, dass sich mittlerweile viele Bischöfe hinter den Papst gestellt hätten. Von Kanzlerin Angela Merkel, die das Kirchenoberhaupt öffentlich kritisiert hatte, ist Schindele enttäuscht. "Sie hat bei mir sehr viele Sympathien verloren."

    Etwas anders sieht das der evangelische Dekan Kurt Kräß: "Wir stehen als Kirche in der Öffentlichkeit. Daher hat jeder Mensch das Recht, sich kritisch zu äußern." Schließlich habe sich auch Bischof Walter Mixa bei vielen politischen Themen immer wieder zu Wort gemeldet. Es sei aber falsch, den Papst in irgendeiner Form Antisemitismus zu unterstellen.

    Bedenklich sei jedoch, dass mit der Pius-Bruderschaft "zu einer Gruppe Kontakt aufgenommen wird, deren Programm eine grundsätzlich anti-ökumenische Ausrichtung zugrunde liegt. Das löst Irritationen aus", so Kräß. Er persönlich wäre misstrauisch, wenn Williamson der Forderung des Vatikans nachkommen und seine Äußerungen widerrufen würde. "Man ändert seine Meinung nicht über Nacht. Das sollte man genau hinsehen." Daher sei es äußerst fraglich, ob ein Bischof, der sich so äußert, einen Platz an höhere Stellen in der Kirche einnehmen sollte.

    Der katholische Pfarrer Hanspeter Milz, verantwortlich für die Pfarreien Pleß und Fellheim, ist der Meinung, dass die Situation von den Medien überspitzt dargestellt wird: "Der Papst habe sich in seiner Generalaudienz deutlich geäußert und von Bischof Williamson eine Klarstellung gefordert.

    " Er geht zwar davon aus, dass wie bei einem normalen Unternehmen auch, die Referenzen des Bischofs vorgelegen hätten. "Das bedeutet aber nicht, dass man alle Aussagen eines Menschen im Vorfeld überprüfen kann", so Milz. Die Rüge von Kanzlerin Merkel war seiner Meinung nach nicht angebracht. In diesem Punkt stehe er voll hinter den Aussagen von Bischof Walter Mixa. Wie berichtet, hatte Mixa die Äußerungen der Kanzlerin als "politischen und diplomatischen Fehlgriff" bezeichnet.

    Pater Wolfgang Dickele, Seelsorger der St. Pius Priesterbruderschaft, wollte sich zur Diskussion über die Rücknahme der exkommunizierten Weihbischöfe und zum Fall Williamson nicht äußern.

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