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Die Banken stehen bei uns Schlange

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Die Banken stehen bei uns Schlange

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    Die Banken stehen bei uns Schlange
    Die Banken stehen bei uns Schlange

    Kaufbeuren (avu). Das Logistikzentrum im Kaufbeurer Gewerbepark rückt in greifbare Nähe. Die Pläne, hinter denen die Gesellschaft Inter Logistic Park des Unternehmers Werner Bobritz (50) steht, finden die grundsätzliche Zustimmung der Stadtpolitiker. Der Kaufvertrag über gut elf Hektar Grund zwischen Bobritz und der Stadt ist zudem fast unterschriftsreif. Wie berichtet, soll der Baubeginn bereits im Februar sein. Wir sprachen mit Werner Bobritz, der auch Chef des Kaufbeurer Unternehmens Webopac-Logistics ist.

    Sie planen, in den nächsten Jahren 35 Millionen Euro in ein Logistik-Drehkreuz zu investieren, in dem Webopac, der Getränkelogistiker Hubauer und weitere Firmen unterkommen sollen. Woher nehmen Sie den unternehmerischen Mut?

    Bobritz: Der Grund ist ja erstmal eine reine wirtschaftliche Notwendigkeit. Die Kapazitäten der Kaufbeurer Webopac-Standorte sind einfach erschöpft. Wir hätten einen dritten Standort eröffnen müssen, stattdessen führen wir aber lieber alles zusammen. Unser Partner Hubauer muss seinen beengten Firmensitz in der Stadt ebenfalls aufgeben. Der Wirtschaftsreferent der Stadt, Siegfried Knaak, hat schließlich den Kontakt zwischen beiden Unternehmen hergestellt, die Firma Dobler Consult entwickelte ein Konzept und in einem gemeinsamen Gespräch mit Oberbürgermeister Stefan Bosse, Hubauer sowie dem Mutterkonzern Paulaner und uns bestand dann nach wenigen Wochen Einigkeit über die gemeinsame Zukunft.

    Wie sicher ist die Finanzierung?

    Bobritz: Die Banken stehen bei uns Schlange. Unsere Hausbank ist die Kaufbeurer Raiffeisenbank, aber auch die Sparkasse ist im Rennen. Es gibt insgesamt 14 Kreditinstitute, die Interesse an einer Finanzierung und auch ein Konzept vorgelegt haben. Wir können nur das beste Angebot annehmen, denn die Logistik ist ein hartes Geschäft.

    Was gibt Ihnen die wirtschaftliche Sicherheit, so viel Geld in die Hand zu nehmen?

    Bobritz: Wir sind seit 30 Jahren am Markt, haben eine tolle Mannschaft und platzen aus allen Nähten. Webopac-Logistics ist zu 100 Prozent eigenfinanziert, also schuldenfrei, die Auftragsbücher sind gut gefüllt mit langfristigen Verträgen. Wir befinden uns in einer absoluten Zukunftsbranche.

    In der Sie Logistik anders definieren als der Laie?

    Bobritz: Genau. Wir sitzen nicht im Lastwagen und bringen Waren von einem Ort zum anderen. Unser Motto lautet: Rent a company, also miete ein Unternehmen. Wir bieten unseren internationalen Kunden eine Angebotspalette, die von der Lagerung, über die Kommissionierung bis zur Verpackung und allen nur denkbaren Dienstleistungen reicht. Durch unsere Hallen gehen Artikel von der Kaffeepackung bis zum Fertighaus, der Kundenkreis reicht vom Eiscafé bis zum Baumarkt. Wir bieten uns auch als Dependance ausländischer Firmen an, die von Kaufbeuren aus den deutschen oder europäischen Markt erschließen wollen. Vor diesem Hintergrund wollen wir unsere Belegschaft in den nächsten Jahren um 100 Prozent aufstocken und auch zusätzliche Ausbildungsplätze schaffen. Die Branche wächst jährlich um acht Prozent, unser Unternehmen um 20 Prozent. Mit diesem Investment machen wir uns zukunftsfähig.

    Für die Stadt bedeutet der Bau des Inter Logistic Parks erst einmal, dass zwei Unternehmen innerhalb der Stadt verlagert werden. Sie belegen ein Drittel des Innovaparks und ziehen dort aus. Wo soll die viel beschworene Magnetwirkung sein?

    Bobritz: Sie wird langfristig, aber auch schon unmittelbar sichtbar werden. Von zwei weiteren Unternehmen, die sich im Inter Logistic Park einmieten wollen, kommt eines von auswärts. Wir sind derzeit der mit Abstand größte Mieter des Innovaparks und bleiben mit einem kleinen Bereich auch dort. Für den Rest der freiwerdenden Fläche könnten wir schon jetzt Nachfolger von auswärts präsentieren. Und ob Hubauer in der Stadt hätte gehalten werden können, da habe ich schon meine Zweifel. Aber fragen Sie doch einfach Hubauer selbst dazu.

    Die Stadt ist bekanntlich mit ihren Grundstückspreisen teilweise deutlich nach unten gegangen, um Bauwillige anzulocken. Machen Sie mit dem Kauf städtischen Grunds nun auch ein Schnäppchen?

    Bobritz: Wir wollen keine Sonderstellung. Der Preis ist laut Gutachten absolut angemessen. Zugeständnisse gab es, weil wir den schlechten Grund erst baureif machen müssen und sich die Stadt auch einen Teil der einst geplanten Erschließungskosten spart. Zudem erwerben wir immerhin mehr als 100 000 Quadratmeter. Aber keine Sorge, geschenkt hat man es uns nicht. Da passt der Stadtrat auf.

    Der B 12-Ausbau sei eine der Voraussetzungen für das Projekt gewesen, sagen Sie. Wäre das Logistikzentrum ohne eine bessere Autobahnanbindung also nicht gekommen?

    Bobritz: Sicher nicht an dieser Stelle. Es gab eine Standortalternative Richtung Buchloe. Wissen Sie, für Logistikunternehmen zählt fast nur die Verkehrsanbindung. Ohne die Zusage für einen weiteren B12-Ausbau hätten wir die Finanzierung gar nicht darstellen können. Hier sind der Oberbürgermeister und auch der Ostallgäuer Landrat weiterhin in der Pflicht, den Ausbau voranzutreiben. Unternehmen wie AGCO/Fendt, Nestlé und Deckel Maho sind doch ebenfalls von der Autobahn abgeschnitten.

    Aber eigentlich sind Sie doch ein passionierter Fahrradfahrer ...

    Bobritz: Ja, und deshalb lautet mein Motto: In der Wirtschaft ist es wie beim Radeln. Wenn es leicht geht, geht es bergab. Wenn es schwer geht, geht es bergauf. Wir beklagen uns nicht, wenn es etwas schwerer wird.

    Interview

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