Beinahe wäre der Weiler Sonderhof in der Gemeinde Eggenthal zu einem Kopfbahnhof geworden. Vor 100 Jahren nämlich trieb der damalige Bürgermeister Franz Xaver Lederle der einst selbstständigen Gemeinde Bayersried, die seit 1978 zu Eggenthal gehört, das "Projekt für die Überführung einer Lokalbahn aus dem Obermindeltal in das Günztal zwischen Bayersried und Ronsberg" voran. 1909 wurde dafür die Planung fertiggestellt, bei Sonderhof sollte die Strecke enden.
"Die projektierte Strecke hat den Zweck, die Ortschaften des Mindeltals und diejenigen auf den anliegenden Höhen besser zu erschließen", heißt es in der Begründung des von Lederle in Auftrag gegeben Erläuterungsberichtes. Da sollten wohl auch die Produkte der Milch- und Landwirtschaft aus der Gegend in die nächsten Städte gebracht werden, vermutet Bürgermeister Harald Polzer. Das entspräche durchaus der Selbsteinschätzung der handelnden Akteure. Denn: "Die Ortschaften an dieser Strecke sind durch ihre Produktion so bedeutend, dass sie bei der Erbauung einer Bahn nicht umgangen werden können", steht in dem Bericht weiter.
Der damalige Bürgermeister und seine Mitstreiter scheuten für das Projekt keine Mühe. "Sie ließen kostspielige Geländeaufnahmen und Aufstellungen über die Verkehrsbedeutung machen", berichtet Alt-Bürgermeister Hugo Greisel. Die Strecke sollte von Ronsberg nach Norden durch das Günztal über Eglofs, Mindelmühle bis in die Nähe des Weilers Sonderhof führen. Dort war dann der "Lokalbahnhof Bayersried" im äußersten Zipfel des Gemeindegebietes im Mindeltal vorgesehen. Damit wäre der 1461 erstmals erwähnte Weiler zu großen Ehren gekommen.
Der Krieg stoppte die Pläne
Doch das Projekt kam niemals zur Ausführung. Zwar sei die Realisierung trotz mancher Steigungen und Gefälle ohne große Schwierigkeiten oder Kunstbauten möglich, meinten die Planer. Doch in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg waren die Gelder anderweitig nötig. Danach wurde das Projekt nicht mehr ernsthaft diskutiert. Auch wenn ein Anschluss der Bahnlinie nach Norden in Richtung Mindelheim zuvor im Gespräch gewesen war. Zudem wäre die Bahnlinie wahrscheinlich ohnehin später aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen worden - es sei denn, Sonderhof hätte dadurch einen unvorhergesehenen Aufschwung genommen.