Von Markus Bär|KaufbeurenIn dieser Woche endet eine lange Jahre währende Beziehung: Ingeborg Ritzler, seit 44 Jahren - ununterbrochen in Vollzeit - bei der AOK in Kaufbeuren tätig, geht mit 60 Jahren in den Ruhestand. 'Man kann sagen, dass die AOK ein großer Teil meines Lebens war', so die gebürtige Kaufbeurerin. Bereuen tut sie dabei nichts, ist sie 'doch stets gern in die Arbeit gegangen', wie sie ausdrücklich betont.
Als einfaches Lehrmädchen angefangen
Eine Arbeit, in der sich Ingeborg Ritzler vom einfachen Lehrmädchen, das zuvor die Marienschule besucht hatte, bis zur Direktorin hochgearbeitet hat. 'Schön, dass solche Aufstiege möglich sind', meint sie dazu. Im Rückblick auf die 1960er Jahre betont sie, dass sich viel geändert hat. 'Alles war damals manuell: Die wichtigsten Werkzeuge waren Schreibmaschine, Rechenmaschine mit Streifen und das Telefon.' Krankenscheine mussten von Hand ausgefüllt werden. 'Deshalb standen die Menschen zum Quartalsbeginn oft Schlange von unserer damaligen Geschäftsstelle in der Johannes-Haag-Straße bis zur ehemaligen Kunstanstalt.' Auch die Rechnungen wurden von Hand geschrieben, das Krankengeld wurde ausgerechnet, das übernahm kein Computer.
Der erste Computer kam im Jahr 1976
A propos Computer: '1976 bekamen wir den ersten PC. An dem habe ich selbst noch gelötet', erinnert sich Ritzler. Die Karteikarten, die bis dahin vorherrschten, verschwanden langsam. Obwohl diese auch etwas Gutes hatten: 'Wir hatten noch Kärtchen, die bis aus dem Jahr 1911 stammten. Damit haben wir so manchem, der Lücken in seinem Lebenslauf aufwies, zu einer Rente verhelfen können.'
Heute dominiert der Computer, einfache Verwaltungsaufgaben - wie früher - gibt es nicht mehr. Und noch etwas hat sich bei der AOK geändert: Früher waren dort in erster Linie Männer beschäftigt, 'heute sind bei uns mit einem Anteil von rund 70 Prozent mehr Frauen beschäftigt'. Rund 120 Menschen gibt die AOK Kaufbeuren/Ostallgäu Arbeit. Sie ist mit großem Abstand nach wie vor die größte Krankenkasse am Ort. Wichtig ist Ingeborg Ritzler, dass die Kasse stets den Standard für die Kunden halten und verbessern konnte. Unter anderem auch durch den Umzug in die neuen Räume in der Josef-Landes-Straße, nachdem es im alten Gebäude in der Johannes-Haag-Straße viel zu eng wurde. In ihrem Ruhestand möchte sie 'endlich mal daheim sein und meinen Garten genießen, abends dahin gehen, wohin ich will.' Kinder hat Ritzler keine, aber Patenkinder, die ihr sehr viel gegeben haben. Weiterhin will sie sich in der Pfarrgemeinde St. Thomas in Hirschzell engagieren, wo sie von Zeit zu Zeit auch Wortgottesdienste hält. 'Und mehr Bewegung an der Luft wäre schön - das war mit dem dunkelblauen Hosenanzug im Geschäft eher schwierig', meint sie lächelnd.
Am Freitag, 1. Juni, wird Ingeborg Ritzler bei einem Festakt offiziell verabschiedet. Zugleich wird der neue Direktor Josef Bauer in sein Amt eingeführt.