Pilze haben geheimnisvolle Namen: Da gibt es den Grauen Wulstling, den Flaschenstäubling oder die Rotkappe. Dass nicht alle Pilze, die aus dem Boden sprießen, essbar sind, ist allgemein bekannt. Allerdings ist nicht jeder giftige Pilz so leicht zu erkennen wie der Fliegenpilz mit seinem rot-weißen Hut. Wer "in die Pilze" geht, sollte also gut aufpassen und sich im Zweifel an einen erfahrenen Pilzsammler wenden. Zum Beispiel an Joachim Neubert, Forstwirt, Botaniker und ehrenamtlicher Pilzberater in Sonthofen. "Pilze - das ist eine Wissenschaft für sich", sagt er. Rund 6000 Arten gebe es in Europa.
Die Pilzsaison sei außerordentlich gut, so Neubert. Ein Grund: der strenge Dauerfrost von November bis April und das pünktliche Einsetzen der Vegetation. "Jetzt steht der Wald voller Pilze." Der Befall durch Maden und Insekten sei gering.
Zu den Klassikern der Pilzfreunde gehören der Steinpilz (er hat seinen Namen von dem im Vergleich zu anderen Pilzarten festen Fleisch) und der Pfifferling mit besonders viel Vitamin D, Kalium und Eiweiß. Den Champignon gibt es, je nach Boden und Landschaft, europaweit in 30 verschiedenen Arten. Aber Achtung: Ungeübte Pilzsammler können Champignons leicht mit den hochgiftigen weißen Knollenblätterpilzen verwechseln. Ein allgemeingültiges Verfahren, um giftige von ungiftigen Pilzen zu unterscheiden, gibt es nicht. Nur die einzelne Pilzbestimmung beim Fachmann kann Gewissheit bringen.
Im Zweifelsfall gilt: Lieber den Pilz stehen lassen. Sollten sich nach einem Pilz-essen Symptome wie Übelkeit, Erbrechen oder Schwindel einstellen, ist sofort ein Arzt zu konsultieren.
Geheimes Wissen
Eingefleischte Sammler kennen die besten Standorte für Steinpilz und Pfifferling ganz genau - und halten ihr Wissen meist geheim. Mitnehmen aus dem Wald darf man etwa ein Kilogramm pro Person für den Eigenverbrauch. Pilze werden knapp über dem Waldboden mit einem scharfen Messer abgeschnitten oder aus dem Boden herausgedreht.
Die Restaurants in der Region bieten derzeit Gerichte mit frischen Pilzen in verschiedenen Variationen - mit einer feinen Soße zu Semmelknödeln, als Pfannkuchenfüllung oder Beilage zu Wild. "Pilzgerichte haben Hochsaison", bestätigt auch Ludger Fetz, Chef im "Maximilians" in Oberstdorf. Er verarbeitet in seiner Küche derzeit vor allem Steinpilze und Pfifferlinge. Wichtig sei, dass es jetzt nicht mehr so viel regnet. "Pilze müssen innen schön trocken sein", sagt er. Das sei entscheidend für den Geschmack.