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Der Tod kam mit der Post: Mord mit Enzianschnaps

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Der Tod kam mit der Post: Mord mit Enzianschnaps

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    Tod kam mit der Post. Es ist der 14. Februar 1967. Auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck gibt ein 28-Jähriger aus Kempten seinem Stubenkameraden ein Glas Enzianschnaps aus, den er von einem unbekannten Absender in einem Päckchen erhalten hatte. Beide nehmen an einem Lehrgang beim Deutschen Wetterdienst teil. Der erkältete und verschnupfte 23-Jährige kippt das Getränk in einem Zug herunter, schreit auf "Das schmeckt ja wie Essig!" und krümmt sich. Noch bevor er das Bad erreichen kann, bricht er neben seinem verzweifelten Kollegen im Todeskampf zusammen. Gerichtsmediziner stellen fest: Der 23-Jährige hatte mit dem Glas Schnaps eine tödliche Dosis Blausäure geschluckt. Später ermittelt die Polizei den Absender des tödlichen Getränks: Es war die Ehefrau des Kempteners.

    Der Fall geht als "Enzianmord" in die Kriminalgeschichte ein. Die örtliche Tageszeitung bezeichnet ihn als einen der "gemeinsten Giftanschläge seit dem Krieg". Aber auch das Fernsehen und Illustrierte berichten deutschlandweit über die "Sex, Love und Crime-Story aus der Provinz". Die Journalistin und Grimme-Preisträgerin Sissi Hüetlin hat den Fall aufgegriffen und einen Dokumentarfilm darüber gedreht. Er läuft in der dreiteiligen ARD-Reihe "Wenn Frauen morden".

    Schnaps und Schokolade

    Im Jahr 1967 dauert es einige Tage bis die Polizei die Hintergründe der Tat aufdecken kann.

    Die Ermittler untersuchen das verdächtige Päckchen genauer, das der 28-jährige Mann einige Tage vorher erhalten hatte: Neben dem vergifteten Schnaps lag in der Schachtel auch eine Schokoladen-Packung mit "Katzenzungen" und ein Zettel: "Gruß aus der Pfalz. Alleine trinken, aber mit Genuss!". Der Poststempel führt die Kripo zum Nachtschalter am Stuttgarter Hauptbahnhof.

    Der zuständige Postbeamte erinnert sich an eine Frau mit Sonnenbrille, die das Päckchen aufgegeben hatte. Als die Polizei von einer Nachbarin Hinweise auf ein Verhältnis der Ehefrau des 28-jährigen Kempteners erhält, wird die damals 25-Jährige festgenommen - ebenso ihr Geliebter, ein damals stadtbekannter Schwerenöter. Nach einer Woche gesteht er, das Zyanid besorgt und die Tat gemeinsam mit der Ehefrau ausgeführt zu haben.

    Daraufhin bricht auch sie ihr Schweigen. Aber beide beteuern, dass sie niemanden töten wollten. Das Ganze sollte ein "Scherzpackerl" sein.

    Neun Monate später werden die beiden Angeklagten in einem Indizienprozess wegen "versuchten Mordes und fahrlässiger Tötung" zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt.

    "Wenn Frauen morden - Teil 2: Der Enzianmord", am Montag, 19. Januar, um 21 Uhr in der ARD.

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