Es ist ja oft so im Leben: Wenn man mitten drin ist in einer Arbeit, merkt man kaum, wie die Zeit vergeht. Plötzlich steht ein Jubiläum vor der Tür und man wundert sich: "Oh, mache ich diesen Job wirklich so lange?" Alexander Hold ist seit zehn Jahren Fernsehrichter beim Sender SAT.1, mit einer täglichen Gerichtsshow. Ein stolzes Jubiläum. Ob auch für ihn diese Zeit wie im Flug vergangenen ist? Wie lange er noch als Richter vor der Kamera stehen will? Ob er sich womöglich auch einen Hauptberuf als Oberbürgermeister vorstellen kann?
Auf diese Fragen wird der 48-jährige Kemptener am Montag beim Talk im Bock antworten, wenn er sich den Fragen von Moderator Bernd Dassel stellt.
Wer ein Jubiläum feiert, blickt gerne auf die Anfänge einer Karriere. Im Fall von Alexander Hold gibt es vor allem diese Erinnerung: Es klingelte das Telefon, Hold nahm ab und schüttelte ungläubig den Kopf: "Als der Sender anrief, habe ich erst mal aufgelegt, weil ich das Angebot für den Witz eines Kollegen hielt."
Es war kein Witz. SAT.1 hatte wirklich Interesse daran, den Allgäuer, der von 1983 bis 1989 Rechtswissenschaften, Politikwissenschaften und nebenbei Philosophie in München studierte, in seiner Funktion als Richter auf den Bildschirm zu holen. Als künftigen TV-Star in schwarzer Robe. Ein verlockendes Angebot, das sich Hold lange durch den Kopf gehen ließ.
Am Ende sagte er zu. Wohl wissend, dass als Fernsehrichter ganz eigene Fähigkeiten gefragt sind. "Millionen von Zuschauern beziehen ihr Rechtsverständnis zum großen Teil aus meiner Sendung", weiß Hold, "da ist eine klare, knappe Sprache gefordert, in der ich juristisch Komplexes verständlich und ohne Fachsprache erkläre."
Der Umzug vom Gerichtssaal in ein Fernsehstudio war eine Umstellung für den damals 38-jährigen. Was ihn vor allem reizte: "Ich habe die einmalige Chance, den Zuschauern ein sehr differenziertes und transparentes Bild der Rechtsprechung nahe zu bringen. In den Medien ist das ansonsten leider nicht so gefragt."
Die Einschaltquoten stimmen den Sender zufrieden, und längst ist aus dem Staatsanwalt und Richter ein Fernseh-Promi geworden, der gerne in verschiedene Rollen schlüpft. Gewiss ist Alexander Hold begehrter Gast in Talk-Shows bei Harald Schmid, Johannes B. Kerner, Reinhold Beckmann oder Wigald Boning. In seiner Geburtsstadt Kempten freilich ist er ebenfalls äußerst präsent. Kulturelle Veranstaltungen, Aktionen für einen guten Zweck oder Projekte, um die Stadt voranzubringen: Alexander Hold steht nicht selten in der ersten Reihe - oder sogar als Hobby-Schauspieler auf der Theaterbühne. Zuletzt legte er sich für den kleinen, an Leukämie erkrankten Luis ins Zeug, um einen geeigneten Knochenmarkspender zu finden. Mit Erfolg übrigens.
Weil die Bürger den Fernsehrichter seit geraumer Zeit auch als engagierten Stadtrat der Freien Wähler in Kempten erleben, will jenes Gerücht, Hold würde sich für den Posten des Oberbürgermeisters interessieren (nächste Wahl 2014), einfach nicht die Stadtgrenzen verlassen.
Er selbst tritt diesem Thema meist mit Gelassenheit entgegen und hat dieser Zeitung mal folgende Antwort gegeben: "Es ist ein Missverständnis zu glauben, dass jeder, der sich politisch engagiert, dabei an sich selbst und damit an Posten denken muss. Es geht einem Stadtrat eher um ehrenamtliches Engagement, ohne das unsere Gesellschaft nicht funktionieren würde."
Alexander Hold ist am Montag, 21. Februar (20 Uhr), zu Gast beim Talk im Bock in Leutkirch (Bocksaal). Eintritt frei.