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Der spannendste Lebensabschnitt

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Der spannendste Lebensabschnitt

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    Von Manfred Jörg Memmingen/Nairobi'Wenn ich hier mit meinen Schülern auf Klassenreise bin, muss ich sie nirgends vor wilden Elefanten oder vor kreuzenden Büffel-Herden warnen.' Das ist für Dr. Thomas Wolf noch einer der eher heiteren Unterschiede zwischen Kenia und Deutschland. Er hat auch zahlreiche ernsthafte festgestellt. Der 48-jährige Pädagoge war sieben Jahre lang an der Deutschen Schule in der Hauptstadt Nairobi tätig, zuletzt als stellvertretender Schulleiter. Nun ist er mit seiner Frau Karin und den beiden Töchtern Nicola (18) und Samira (16) wohlbehalten aus Ostafrika zurückgekehrt. Sie sind sich einig: 'Das war unser bislang spannendster Lebensabschnitt.'Karin und Thomas Wolf machten 1999 den Schritt ins Unbekannte. Heute freuen sie sich über ihren damaligen Wagemut: 'Uns ist nun bewusster, dass wir zu den 20 Prozent der Glücklichen auf dieser Welt gehören. Wir sehen viele Dinge mit anderen Augen, sind offener und toleranter geworden. Und unsere Töchter haben gelernt, dass es möglich ist, mit Angehörigen fremder Nationen friedlich zusammenzuleben.'Karin Wolf war Lehrerin für Sport und Sozialkunde am Bernhard-Strigel-Gymnasium und kehrt jetzt auch wieder dorthin zurück. Ihr Mann unterrichtete die Fächer Deutsch, Geschichte und Sozialkunde am Vöhlin-Gymnasium. Er ist nun stellvertretender Direktor am Joseph-Bernhart-Gymnasium in Türkheim. 'Wir sind nach Kenia gegangen, um einen anderen Teil der Welt kennenzulernen. Nicht als Touristen, sondern um dort zu leben, damit wir etwas über Land und Leute erfahren - auch über alle Schwierigkeiten', erläutern die Wolfs, warum sie sich für das Abenteuer Afrika entschieden haben.

    Aids, Armut, Anschläge Heute sagen sie überzeugt: 'Unsere Bilanz fällt sehr positiv aus.' Das ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass die Wolfs die ungeschminkte Realität in der Drei-Millionen-Metropole Nairobi gesehen haben, die eine der höchsten Kriminalitätsraten der Welt aufweist. Auch in Kenia sind - wie in vielen anderen afrikanischen Staaten - die größten Probleme mit drei Stichwörtern zu umreißen: Aids, Massenarmut, Überbevölkerung. Dazu kommen politische Krisen und die Gefahr durch Terroranschläge. Die Wolfs haben die Augen vor den gesellschaftlichen Realitäten nicht verschlossen, haben genau hingeschaut. 'Obwohl wir natürlich vergleichsweise im Luxus lebten', räumen sie ein. Doch sie sonnten sich nicht darin: Karin Wolf gab zwei Jahre lang Unterricht in Cheleta, einer Schule in den Slums. Mit zwei anderen Frauen gründete sie dort auch den Kindergarten Karunda. In der Dorfschule Muchatha schließlich trug Wolf dazu bei, dass zwei neue Unterrichtsgebäude errichtet werden konnten. 'Das wäre ohne die vielen Spenden aus der Heimat nicht möglich gewesen', betont sie. Karin Wolf leistete damit einen Beitrag zur Verbesserung des Lebens von zahlreichen Kindern im Entwicklungsland. Ihre Tochter Nicola war als Schülerin der Deutschen Schule beispielsweise an einem Umweltprojekt der Vereinten Nationen (UN) beteiligt - und lernte dabei Wangari Maathai, die Friedensnobelpreisträgerin des Jahres 2004, höchstpersönlich kennen.

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