"Es ist klar, dass man eine solche Zusammenarbeit fortsetzen muss." Professor Dr. Werner Daniel von der Universität Erlangen war gestern des Lobes voll, als er im Rahmen eines Festaktes im Kaisersaal der Benediktinerabtei auf die nunmehr zehnjährige Kooperation mit der Kreisklinik Ottobeuren und der Hochschule für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) in Nanjing zurückschaute.
Als "ziemlich einmalig in der internationalen Konstellation" bezeichnete es der Erlanger Chefarzt, wie in Ottobeuren die Kräutermedizin und Akupunktur der chinesischen Tradition in die Schulmedizin integriert worden sei. Sorgfältig angelegte Studien hätten inzwischen den eindeutigen Nachweis erbracht, dass Akupunktur sich bei Bluthochdruck-Patienten positiv auswirke.
Die wissenschaftliche Begleitung und die Untersuchung der Wirksamkeit der alternativen chinesischen Medizin soll weiter ausgebaut werden. Wie Professor Daniel ankündigte, soll ein "An-Institut" der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg für TCM in Ottobeuren eingerichtet werden: für Forschung, Ausbildung und Lehre. Das endgültige Ja der Hochschulleitung dafür fehle zwar noch, aber es gebe einen einstimmigen Beschluss der Fakultät dafür.
Nicht nur wegen dieser Aussichten war der gestrige Sonntag ein Freudentag für die Verantwortlichen, die auch hörten, wie positiv etwa Marion Caspers-Merk als parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium die Bemühungen Ottobeurens um eine Integration der traditionellen chinesischen Medizin bewertete. Das anfängliche Gegeneinander von Schulmedizin und alternativen Heilmethoden habe inzwischen einem Miteinander Platz gemacht, betonte Caspers-Merk: "Wir wollen das Beste aus beiden Welten für die Gesunderhaltung."
An den steinigen Weg der Anfänge für die traditionelle chinesische Medizin in Ottobeuren erinnerte Alfons Hawner als Vorstand der Unterallgäuer Kreiskliniken. Jährlich steigende Patientenzahlen in Ottobeuren unterstrichen jedoch inzwischen die positive Wirkung des Ottobeurer Modells.
"Mit Mut und Zähigkeit"
"Mit Mut und Zähigkeit konnten wir viele Krisen überwinden", betonte Sigrid Losert, seit über sechs Jahren Geschäftsführerin der TCM-Klinik. Auf "sehr spektakuläre Behandlungserfolge" der traditionell chinesischen Methode verwies Bürgermeister Bernd Schäfer, der auch namens des Landkreises Unterallgäu seine Dankadresse entbot. Schäfer vergaß nicht, die Leistung von Helmut Ziegler als geistigem Vater von TCM in Ottobeuren zu würdigen.
Die gute Wirksamkeit der fernöstlichen Behandlungsmethode hob der chinesische Professor Chen Diping, Vizepräsident der TCMN-Hochschule in Nanjing hervor, die jedes Jahr zwei chinesische Professoren nach Ottobeuren entsendet.
"Die traditionelle chinesische Medizin ist mittlerweile ein unverzichtbarer Bestandteil in unserem Handlungsablauf", skizzierte Dr. Wolfgang Pflederer, der als Ärztlicher Direktor neben Professor Dr. Lothar Zettler und Altlandrat Dr. Hermann Haisch zu den Gründervätern der Integration von TCM in die Kreisklinik zu zählen ist. Man wolle keine Wundergläubigkeit an die TCM erzeugen, sondern vielmehr die postiven Auswirkungen nüchtern prüfen, betonte Pflederer.
Eindrucksvoll zeigte zum Schluss des dreieinhalbstündigen Festaktes Prof. Dr. Cornel Sieber von der Uniklinik Erlangen auf, welche positiven Wirkungen die chinesische Heilmethode in der Altersmedizin inzwischen für sich reklamieren kann.
Für die gekonnte musikalische Umrahmung des Festaktes sorgten Zhang Zhenfang-Erhu mit einer zweisaitigen Röhrengeige, Dong Ya-Pipa mit chinesischer Laute, Hedwig Schöner (Gesang) und Susanne Jutz-Miltschitzky am Klavier.
Allgäu-Rundschau/Bayern