Kaufbeuren (rö). - Sein Ende war wahrhaft tragisch: Er wurde enthauptet. Doch im Rahmen des Kaufbeurer Tänzelfestes wird jährlich seiner gedacht. In diesem Jahr erfährt König Konradin, der letzte Staufer (1252-1268) eine besondere Ehre. Sein Bildnis, entnommen aus der berühmten 'Manessischen Liederhandschrift' (siehe Wortweiser), ziert das Festabzeichen 2004. So kurz sein Leben war, so groß ist dennoch der Nachhall in der Geschichte und der deutschen Dichtung. Es entstand geradezu ein 'Konradin-Mythos'. Sein Traum, die Herrschaft der Staufer noch einmal aufleben zu lassen, seine sagenumwobene Schönheit, sein tragischer Tod - der perfekte Stoff für Legenden. Konradin wurde 1252 geboren als Sohn Konrads IV. und Enkel Friedrichs II. Der Vater starb noch vor Konradins Geburt auf einem Zug nach Süden. Konradin, rechtmäßiger Erbe des Herzogtums Schwaben, wuchs unter der Obhut seines Onkels Ludwig von Bayern auf. Enger Vertrauter und Erzieher Konradins war Volker von Kemnat. Konradin kam, um ihn zu besuchen, auch mehrfach in diese Gegend. Der kleine Herzog, König von Jerusalem, war durch seinen Onkel Manfred auch Erbe des Königsreiches Sizilien. Vergeblich versuchte die Staufer-Partei, an ihre frühere Bedeutung anzuknüpfen und Konradin zum deutschen König zu erheben. Der Anspruch auf das sizilianische Erbe aber blieb.
Das jedoch hatte Papst Clemens IV. an den Franzosen Karl I. von Anjou vergeben, der es nach Manfreds Tod 1266 auch in Besitz nahm. Die Italiener waren indes unzufrieden mit der Regentschaft der Franzosen und baten den jungen Konradin, sein Erbe in Italien anzutreten. Mit 3000 Rittern zog der Schwabenherzog - der Papst hatte inzwischen den Bann über ihn gesprochen - über die Alpen und bestritt zunächst siegreich eine Schlacht. Durch Verrat geriet er im August 1268 aber in einen Hinterhalt und wurde gefangengenommen. Am 29. Oktober 1268 ließ Karl von Anjou den 16-jährigen Konradin auf dem Marktplatz von Neapel hinrichten. Sein Körper wurde nicht einmal begraben, sondern einfach im Sand verscharrt. Erst ein Jahr später gestattete Karl von Anjou das Begräbnis in der Kirche Santa Maria del Carmine. Schon bald wurde der Tod des jungen Staufers von Sagen umrankt. Ein Adler stürzt herab, taucht seinen Schwingen in das Blut des Hingerichteten und fliegt davon, hieß es, am Platz, wo Konradins Haupt fiel, bleibe ein feuchter Fleck, der niemals trockne. Die Tragödie bietet in der Folgezeit Stoff für mehr als 100 Konradin-Dramen und Balladen bis hin ins 20. Jahrhundert. 'So lange Jugend sucht und leidet, träumt und flammt, glaubt und handelt, bist du nicht tot, Konradin' schreibt Otto Gmelin 1933 in der Erzählung 'Konradin reitet'. Doch bereits das Mittelalter würdigte den letzten Staufer, und zwar als Minnesänger: Eine der Tafeln der Manesseschen Liederhandschrift zeigt ihn zu Pferd als 'Kunig Kuonrat der Junge' mit einem Begleiter auf der Falkenjagd. Konradin gilt als Verfasser zweier Minnelieder - vermutlich wurde sein Interesse an der Literatur durch Volker von Kemnat, der als Mäzen galt, geweckt. Albrecht von Kemenaten, wohl ein Verwandter Volkers, ist Verfasser des Versromanes 'Goldemar' um 1230. Ein Ausschnitt aus dieser Manesse-Tafel ziert nun das Festabzeichen, das im Vorverkauf für 5, an den Haupttagen des Tänzelfestes für 7 Euro zu haben sein wird.