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"Der Schädling gehört nicht ins Wasser"

Kirchdorf / Unterallgäu

"Der Schädling gehört nicht ins Wasser"

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    "Der Schädling gehört nicht ins Wasser"
    "Der Schädling gehört nicht ins Wasser" Foto: stefan hemmerle

    Als Stefan Hemmerle vor rund drei Jahren mit seiner Tochter auf der Iller bei Kirchdorf beim Angeln war, traute er seinen Augen kaum. Denn an seiner Angel zappelte nicht etwa ein schwerer Fisch, sondern ein großer Krebs, den er zuvor noch nie gesehen hatte. Mittlerweile kennt das Mitglied des Angelsportvereins Kirchdorf den Krebs nur allzu gut. Derzeit tummeln sich Zehntausende dieser sogenannten Signalkrebse auf dem Grund des 2,2 Kilometer langen Teilstücks, das der Angelsportverein gepachtet hat, schätzt Vereinsvorsitzender Claus Springer. Glücklich ist er darüber aber nicht. "Dieser Krebs ist ein Schädling, der nicht ins Wasser gehört", erklärt Springer.

    Der Signalkrebs habe keine natürlichen Feinde und könne sich daher problemlos vermehren. Jungfische, die sich nachts in der Nähe des Grunds aufhalten, seien für den Allesfresser eine leichte Beute. "Die Population der hiesigen Fische ist dadurch stark gefährdet", so der Vereinsvorsitzende. Um der Invasion der Signalkrebse Herr zu werden, haben die Vereinsmitglieder Reusen (kegelförmige Netzschläuche, die auf dem Gewässerboden stehen) ausgelegt. "In einer Nacht haben wir in unserem Pachtgebiet etwa 750 Signalkrebse gefangen", berichtete Stefan Hemmerle.

    Nach Angaben von Roland Paravicini von der Fischereifachberatung Schwaben ist das Unterallgäu von den Signalkrebsen bislang weitgehend verschont geblieben. Lediglich an der Iller zwischen Kirchdorf und Heimertingen gebe es Information über ein vermehrtes Vorkommen. Auch er plädiert dafür, die Population möglichst einzudämmen. Als nicht heimische Krebsart sei der Signalkrebs nicht geschützt. "Er ist aggressiver als viele andere Krebsarten und frisst den Fischen die Nahrung weg", so der Experte. Darüber hinaus ernähre er sich von Fischlaich, was den Bestand der heimischen Fische bedrohen könne. Als Überträger einer Pilzkrankheit, oft auch als Krebspest bezeichnet, sei er zudem für die Edelkrebse gefährlich. Die Ausbreitung des Signalkrebses führt Paravicini auf "illegale Freilassungs-Aktionen" zurück.

    "Der Krebs ist in Tierhandlungen erhältlich und wird, wenn er zu groß geworden ist, wahrscheinlich von manchem Besitzer ausgesetzt", so der Experte. Dies sei jedoch verboten.

    Gesundheitspolizei Kraft Gesetzes

    Es werde sogar gewünscht, dass Mitglieder von Fischereivereinen die Krebse einfangen. "Sie sind sozusagen eine Gesundheitspolizei Kraft Gesetzes." Paravicini geht sogar noch einen Schritt weiter. "Wer ein solches Tier fängt, darf es nicht wieder in das Gewässer zurückwerfen." Allerdings sei nicht jeder berechtigt, die Krebse einzufangen. Voraussetzung sei ein staatlicher Fischereischein und eine Angelerlaubnis für das entsprechende Gebiet.

    Doch wohin mit diesen Mengen von Krebsen? Ein paar Abnehmer seien bereits gefunden worden. Doch die Population der Signalkrebse steigt unaufhörlich weiter. "Derzeit haben wir rund 60 Kilogramm auf Vorrat", so Claus Springer.

    Die Tiere würden gehältert, also in transportablen Vorratsbehausungen aufbewahrt. Bisher habe man noch keinen Krebs in die Tierkörperbeseitigungs-Anlage bringen müssen. Laut Stefan Hemmerle wird diese Möglichkeit nur im äußersten Notfall ins Auge gefasst. "Es wäre auch sehr schade drum, denn die Signalkrebse sind sehr schmackhaft."

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