Der Auerberg ist für seinen Panoramaausblick weithin bekannt. Bei Motorsportfreunden weckt die Serpentinenstrecke zum 1055 Meter hoch gelegenen Gipfel wehmütige Erinnerungen an die einstigen Auerbergrennen - und damit auch an den legendären Thurner RS und dessen Rennversion Thurner RSR.
Produziert wurde der Sportwagen in Bernbeuren am Auerberg von dem im Jahr 2008 verstorbenen Rudolf Thurner. Rudi Thurner war gebürtiger Münchner. Er machte bei BMW eine Ausbildung zum Maschinenschlosser, betrieb später eine Tankstelle. Schon früh widmete er sich dem Motorsport. Er nahm auch an Rennen auf berühmten Strecken wie Nürburg- oder Schottenring teil und belegte immer wieder vordere Plätze. 1967 begann er noch in München einen Prototyp des Thurner RS zu konstruieren und zu bauen. Dabei galt sein Blick einem kostengünstigen, sportlichen Fahrzeug.
Zwei Jahre später verlegte er die Kleinserienproduktion nach Bernbeuren in eine ehemalige Spinnerei am Lechweg. Als Basis für den unter anderem auch "Allgäu-Ferrari" genannten Wagen nutzte Thurner das um 100 Millimeter gekürzte Fahrgestell des NSU 1200 C. In das Heck setzte er den 65-PS-Motor des NSU TT ein, einen vierzylindrigen Reihenmotor mit 1177 Kubikzentimetern Hubraum.
Der Antrieb erfolgte über ein 4-Gang-Getriebe.
Um ein möglichst geringes Leergewicht (640 kg) zu erreichen, bestand die Karosserie aus Fiberglas. Die Frontscheibe war vom Porsche 904 entliehen. Der Wagen erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h - eine beachtliche Leistung zu jener Zeit. Eine Besonderheit sind die nach oben aufklappbaren Flügeltüren des Zweisitzers. Die Doppelscheinwerfer stammten vom NSU TT und lagen unter Plexiglasabdeckungen in der flachen Schnauze. Der Thurner RS verbrauchte 10,5 l/100 km. Anfänglich kostete das Fahrzeug 12700 DM, später kostete das Gefährt 15700 DM.
Insgesamt 121 Autos gebaut
Thurner und sein halbes Dutzend Mitarbeiter aus Bernbeuren und Umgebung stellten 121 Exemplare des RS her. Die Ölkrise und die Übernahme von NSU durch Audi hätten das Aus für die kleine Sportwagenschmiede bedeutet, erinnert sich der Bern-beurer Werner Maier, der schon als Bub in den "Bernbeuren-Bugatti" vernarrt war und das Leben seines Konstrukteurs sowie die Geschichte der Sportwagen vom Auerberg dokumentiert hat. 1974 habe Thurner seinen letzten RS gebaut, danach habe er Konkurs anmelden müssen.
Heute existieren noch 60 der Fahrzeuge laut einer Liste der "Thurner RS-Freunde". Allerdings sollen nur noch 20 davon fahrtüchtig sein. Die Clubmitglieder treffen sich jährlich bei einem Oldtimer-Fan und reisen, wenn möglich, mit ihren Thurner RS an.
2004 nahm Rudolf Thurner anlässlich seines 80. Geburtstags an einem Treffen in seinem früheren Wohnort Bernbeuren teil. Er starb 2008 im Alter von 84 Jahren in Icking bei Wolfratshausen, wo er nach seiner Auerberg-Zeit hingezogen war. (lik/rel)