Von Christoph Pfister Sonthofen Glatt durchgefallen bei ihrer 'Reifeprüfung' sind die Oberallgäuer Fans von Livebands: Das Zwischenspiel 'Intermission', gewollter Auftakt zu einem jährlichen Musikfestival, wird wohl eine Pause bleiben, nachdem fünf Bands gerade einmal hundert Hörer in die Markthalle gelockt hatten. Auch wenn Newcomer und wenig bekannte Namen auf dem Programm standen, gab es wenig Grund, dem Test für weitere Acts, zu dem die Veranstalter via Internet gerufen hatten, fernzubleiben: Auf der Bühne tobte das Leben wie bei einem 'richtigen' Festival, wie in einem angesagten Club.
'Wir spielen so lange, bis der Veranstalter uns stoppt', hatten die 'Ballroom Stompers' die Spielfreude auf den Punkt gebracht. Nicht ein Pausenfüller bei 'Intermission' und glatte Note Eins, was Idee und Organisation anlangt und vor allem den Wunsch, mehr Auftrittsmöglichkeiten für junge Formationen in der Region zu schaffen.
Auch wenn sie noch nicht zum 'Establishment' gehören, peilen sie einen festen Platz in der Szene an. Der Weg dorthin wird auch für die vier Sonthofer noch steinig sein, ihr musikalischer Mix aus Punk und Rock dazu noch verfeinert werden müssen. Bei dem Engagement der Jungs und ihrem Talent wird man sicher wieder von ihnen hören; schließlich haben sie sich in der in diesem Fall wirklich undankbaren Rolle, das neue Festival zu eröffnen, wacker geschlagen. Respekt!
Auf dieser Basis konnte die Münchener 'Promise broken' herzhaft loslegen. Nach dem noch bayerischen 'Grüß Gott beieinander' war es vorbei mit der Gemütlichkeit: Eine treibende Rhythmusmaschine im Rücken, herzhaft-rauer Satzgesang und ein Frontmann, den nur sein Gitarrenkabel mühsam am Boden hält, es fetzt und fetzt. Unabhängig gibt sich das kraftgeladene Quartett auch musikalisch, hält nichts von Mainstream und sittsam gebürstetem Rock. Der Punk ist Pate, die musikalische Verwandtschaft zählt viele Köpfe und klingt in vielen Stimmen.
Der Freak an der Front
'Nicht einfach zu beschreiben' ist nach eigenen Worten der Sound von 'Tryto'. Die Einflüsse auf ihren Punkrock sind weitläufig, ihr auffällig vielfältiger Sound lebt von den drei individuellen Musikern, die sich vor allem vom kreativen Schlagzeug auch solistisch vernehmen lassen und mit musikalischen Versatzstücken recht munter und meist gekonnt jonglieren. Auch wenn den Jungs aus Immenstadt als Organisatoren dieses Konzertes wenig Besucherglück beschieden war, haben sie schon manches Event durch ihr Engagement als Musiker und Veranstalter belebt.
Dem lebensfrohen Köln machte 'Nothing in common' alle Ehre: Der Freak an der Front holte aus seiner sehenswerten Sammlung von Effektgeräten wirklich alles und zog seine Crew mit in verschärfte Punkgefilde. Knackig die Riffs, wuchtig die Klangkaskaden, als wollten sie es mit dem Rheinfall aufnehmen. Es kracht und blitzt im energiegeladenen Gemisch, jagte Langeweile aus der kleinsten Ritze.
'Im Herzen Rock'n'Roller'
Und dann ging's richtig in die Beine, Party pur, als Lady Sax und 'ältere Herren' (Pardon, bin auch so einer) Musik von gestern mit glühender Herzenswärme zum Finale angefacht hatten. Der frühe Rock’n’Roll, weiße Imitate des schwarzen Blues und Musik der Cowboys, das war es, was zwei Generationen mitreißend zum Tanzen animiert, was um Mitternacht die Markthalle in Stimmung gebracht hatte. Die glänzend aufgelegten 'Ballroom Stompers' legten ihren jungen Kollegen mächtig vor, wo die Wurzeln der Musik liegen, dass toller Sound keine Frage des Stils oder des Alters ist: 'Wir sind alle im Herzen Rock’n’Roller!'
Vielleicht gibt es ja eine Nachprüfung und dann bitte wieder Rock’n’Roll & Co. zum Punk.
iViele weitere Fotos von 'Intermission 2007' in der Sonthofer Markthalle im Internet unter